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Erzbischof von Aleppo – Was der Westen tun müsste, um den Krieg in Syrien zu beenden
Seit dem Sommer 2012 herrscht in der syrischen Großstadt Aleppo Krieg. Der Ostteil der Stadt mit derzeit rund 225.000 Menschen wird von verschiedenen Terroristengruppen der Al-Nusra-Front und ihren Verbündeten beherrscht. Wer Aleppo kontrolliert, kontrolliert die wichtigsten Versorgungswege in Syrien.[weiterlesen]
Seit dem Sommer 2012 herrscht in der syrischen Großstadt Aleppo Krieg. Der Ostteil der Stadt mit derzeit rund 225.000 Menschen wird von verschiedenen Terroristengruppen der Al-Nusra-Front und ihren Verbündeten beherrscht. Wer Aleppo kontrolliert, kontrolliert die wichtigsten Versorgungswege in Syrien. In einem Interview vom 12. Oktober 2016 mit dem Schweizer Radio SRF äußerte sich die deutsche freie Journalistin und Nahostkennerin Kristin Helberg über die Lage im Ostteil von Aleppo. Sie beklagte darin, dass syrische und russische Kampfflugzeuge Wohnviertel im Ostteil von Aleppo mit international geächteten Waffen bombardieren würden, was ein Kriegsverbrechen sei.
Auch machte sie dem russischen Präsident Wladimir Putin den Vorwurf, er würde durch die Unterstützung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad einen Friedensschluss in Syrien verunmöglichen. Der russische Präsident Putin hingegen wies die Vorwürfe zurück, die Angriffe auf Aleppo seien Kriegsverbrechen. Das sei politische Rhetorik und habe mit der Realität in Syrien nichts zu tun, sagte er dem französischen TV-Sender TF1.
Helbergs Einschätzungen sind nicht neu, sind sie doch in einer Linie mit der üblichen Berichterstattung der großen westlichen Medien zum Syrienkonflikt. Diese melden sich fast ausschließlich, wenn es darum geht, den syrischen und den russischen Präsidenten als Kriegsverbrecher und der alleinigen Schuld im Syrienkonflikt zu bezichtigen. Die Anwesenheit brutalster Terroristengruppen, die von außen eingeschleust, finanziert und mit Waffen unterstützen werden, scheint die westliche Presse kaum noch zur Kenntnis zu nehmen. Über die Hintergründe im Syrienkonflikt berichtete Klagemauer-TV in mehreren Sendungen (siehe www.kla.tv/8132, www.kla.tv/8898, www.kla.tv/9106, www.kla.tv/9139, www.kla.tv/9122)
Nun hat sich der Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, am 5. Oktober 2016 auf einer Pressekonferenz in der italienischen Abgeordnetenkammer zu Wort gemeldet. Er lebt, wie weitere 1,3 Mio. Syrer, im regierungskontrollierten Westteil der Stadt. Der Erzbischof kommt zu einer etwas anderen Einschätzung der Lage in Aleppo als Kristin Helberg, was kaum verwunderlich sein dürfte. Schon früher äußerte er sich unmissverständlich zu der Forderung des Westens, Assad müsse abgesetzt werden, ich zitiere: „Eines ist gewiss: Wenn Assad jetzt geht, dann endet Syrien wie Libyen.”
Doch hören Sie nun als Gegenstimme, wie der Erzbischof von Aleppo die Lage in Aleppo einschätzt und was seine Forderungen sind, damit der Krieg ein Ende findet:
„Mit aller Deutlichkeit möchte ich vor allem sagen: Schluss mit dem Krieg! Ich lebe im Westteil von Aleppo. Wir sind jeden Tag mit dem Tod, mit Raketen, Mörser- und Kanonenschüssen sowie Scharfschützen konfrontiert. Die Terroristen schießen überall. Wenn wir solche Angriffe erleiden, können wir die Täter nicht als Rebellen bezeichnen. Allein in der letzten Woche hatten wir 75 Tote und 180 Verletzte. Gestern wurde die Universität getroffen. Es gab viele Opfer. Jeden Tag gibt es Beerdigungen. Auch wenn wir zu Hause bleiben, sind wir nicht sicher: die Häuser stürzen über deinem Kopf ein. Unsere beiden maronitischen (syrisch-christlichen) Kirchen gibt es nicht mehr, viele Moscheen, Krankenhäuser, Wohnhäuser, Fabriken und Geschäfte liegen in Trümmern.
Häufig haben wir (im Westteil von Aleppo) keinen Strom und das geht so seit fünf Jahren. Ohne Strom kommt alles zum Stillstand, es kann nicht gearbeitet werden. Seit fünf Jahren ist das Stromwerk in der Hand der Terroristen. Häufig gibt es kein fließendes Wasser. Es ist deshalb normal geworden, sich vor den Brunnen anzustellen, um seine Kanister zu füllen. Das Schlangestehen macht man unter dem Beschuss von Raketen…
Als Folge des Krieges und der Sanktionen herrscht große Armut.
Man spricht viel von Belagerungen: Der Westteil stand häufig unter Belagerung. Die einzige Straße war von bewaffneten (Terroristen-) Gruppen blockiert und dann kam nichts durch, nichts. […]
Die Medien sprechen nur von den Leiden unserer Brüder im Ostteil, nicht von unseren Leiden. Sie zeigen ein armes Kind, das aus den Trümmern gezogen wurde, aber nicht die vielen anderen getöteten oder verstümmelten Kinder im Westteil.
Ich betone: Es handelt sich nicht um einen Religionskrieg. Die Religion wird instrumentalisiert.
Das sind unsere Forderungen, damit der Krieg ein Ende findet:
1. Schluss mit dem Waffenverkauf (an Terroristen).
2. Der Zufluss von Terroristen über die türkische Grenze ist zu beenden.
3. Schluss mit den Gehaltszahlungen an Terroristen.
4. Die unmoralischen Wirtschaftssanktionen sind aufzuheben.
5. Helft uns, das Leben wieder aufzubauen. Unterstützt Versöhnung und Übereinkünfte zwischen
den ethnischen und religiösen Gemeinschaften.“
Sendungstext
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13.10.2016 | www.kla.tv/9154
Seit dem Sommer 2012 herrscht in der syrischen Großstadt Aleppo Krieg. Der Ostteil der Stadt mit derzeit rund 225.000 Menschen wird von verschiedenen Terroristengruppen der Al-Nusra-Front und ihren Verbündeten beherrscht. Wer Aleppo kontrolliert, kontrolliert die wichtigsten Versorgungswege in Syrien. In einem Interview vom 12. Oktober 2016 mit dem Schweizer Radio SRF äußerte sich die deutsche freie Journalistin und Nahostkennerin Kristin Helberg über die Lage im Ostteil von Aleppo. Sie beklagte darin, dass syrische und russische Kampfflugzeuge Wohnviertel im Ostteil von Aleppo mit international geächteten Waffen bombardieren würden, was ein Kriegsverbrechen sei. Auch machte sie dem russischen Präsident Wladimir Putin den Vorwurf, er würde durch die Unterstützung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad einen Friedensschluss in Syrien verunmöglichen. Der russische Präsident Putin hingegen wies die Vorwürfe zurück, die Angriffe auf Aleppo seien Kriegsverbrechen. Das sei politische Rhetorik und habe mit der Realität in Syrien nichts zu tun, sagte er dem französischen TV-Sender TF1. Helbergs Einschätzungen sind nicht neu, sind sie doch in einer Linie mit der üblichen Berichterstattung der großen westlichen Medien zum Syrienkonflikt. Diese melden sich fast ausschließlich, wenn es darum geht, den syrischen und den russischen Präsidenten als Kriegsverbrecher und der alleinigen Schuld im Syrienkonflikt zu bezichtigen. Die Anwesenheit brutalster Terroristengruppen, die von außen eingeschleust, finanziert und mit Waffen unterstützen werden, scheint die westliche Presse kaum noch zur Kenntnis zu nehmen. Über die Hintergründe im Syrienkonflikt berichtete Klagemauer-TV in mehreren Sendungen (siehe www.kla.tv/8132, www.kla.tv/8898, www.kla.tv/9106, www.kla.tv/9139, www.kla.tv/9122) Nun hat sich der Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, am 5. Oktober 2016 auf einer Pressekonferenz in der italienischen Abgeordnetenkammer zu Wort gemeldet. Er lebt, wie weitere 1,3 Mio. Syrer, im regierungskontrollierten Westteil der Stadt. Der Erzbischof kommt zu einer etwas anderen Einschätzung der Lage in Aleppo als Kristin Helberg, was kaum verwunderlich sein dürfte. Schon früher äußerte er sich unmissverständlich zu der Forderung des Westens, Assad müsse abgesetzt werden, ich zitiere: „Eines ist gewiss: Wenn Assad jetzt geht, dann endet Syrien wie Libyen.” Doch hören Sie nun als Gegenstimme, wie der Erzbischof von Aleppo die Lage in Aleppo einschätzt und was seine Forderungen sind, damit der Krieg ein Ende findet: „Mit aller Deutlichkeit möchte ich vor allem sagen: Schluss mit dem Krieg! Ich lebe im Westteil von Aleppo. Wir sind jeden Tag mit dem Tod, mit Raketen, Mörser- und Kanonenschüssen sowie Scharfschützen konfrontiert. Die Terroristen schießen überall. Wenn wir solche Angriffe erleiden, können wir die Täter nicht als Rebellen bezeichnen. Allein in der letzten Woche hatten wir 75 Tote und 180 Verletzte. Gestern wurde die Universität getroffen. Es gab viele Opfer. Jeden Tag gibt es Beerdigungen. Auch wenn wir zu Hause bleiben, sind wir nicht sicher: die Häuser stürzen über deinem Kopf ein. Unsere beiden maronitischen (syrisch-christlichen) Kirchen gibt es nicht mehr, viele Moscheen, Krankenhäuser, Wohnhäuser, Fabriken und Geschäfte liegen in Trümmern. Häufig haben wir (im Westteil von Aleppo) keinen Strom und das geht so seit fünf Jahren. Ohne Strom kommt alles zum Stillstand, es kann nicht gearbeitet werden. Seit fünf Jahren ist das Stromwerk in der Hand der Terroristen. Häufig gibt es kein fließendes Wasser. Es ist deshalb normal geworden, sich vor den Brunnen anzustellen, um seine Kanister zu füllen. Das Schlangestehen macht man unter dem Beschuss von Raketen… Als Folge des Krieges und der Sanktionen herrscht große Armut. Man spricht viel von Belagerungen: Der Westteil stand häufig unter Belagerung. Die einzige Straße war von bewaffneten (Terroristen-) Gruppen blockiert und dann kam nichts durch, nichts. […] Die Medien sprechen nur von den Leiden unserer Brüder im Ostteil, nicht von unseren Leiden. Sie zeigen ein armes Kind, das aus den Trümmern gezogen wurde, aber nicht die vielen anderen getöteten oder verstümmelten Kinder im Westteil. Ich betone: Es handelt sich nicht um einen Religionskrieg. Die Religion wird instrumentalisiert. Das sind unsere Forderungen, damit der Krieg ein Ende findet: 1. Schluss mit dem Waffenverkauf (an Terroristen). 2. Der Zufluss von Terroristen über die türkische Grenze ist zu beenden. 3. Schluss mit den Gehaltszahlungen an Terroristen. 4. Die unmoralischen Wirtschaftssanktionen sind aufzuheben. 5. Helft uns, das Leben wieder aufzubauen. Unterstützt Versöhnung und Übereinkünfte zwischen den ethnischen und religiösen Gemeinschaften.“
von dd.
SRF 6:00 Nachrichten HeuteMorgen vom 13.10.2016: http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=0c762d6e-4f8f-47bc-89a9-01803b81e96b
(4:05-4:28) https://de.sputniknews.com/politik/20161012312921534-putin-usa-syrien-lage-verantwortung/
www.barth-engelbart.de/?p=149761
Antidiplomatico: „Le cinque cose che voi occidentali dovreste fare immediatamente per porre fine alla guerra in Siria“ – Übersetzung: Bernd Duschner