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Lehrplan 21 – wachsender Widerstand in der Bevölkerung gegen staatlichen „Umerziehungsplan“
Am 19. August 2016 wurde im Kanton Bern die kantonale Volksinitiative „Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk“ bei der Staatskanzlei eingereicht. Sie verlangt die grundlegende Mitsprache des Großen Rates – des Parlaments des Kantons Bern – und der Bevölkerung bei der Einführung neuer Lehrpläne. Insbesondere der umstrittene Lehrplan 21 soll, obschon bereits beschlossen, rückwirkend dem Großen Rat und allenfalls dem Stimmvolk vorgelegt werden. Wie Sie sehen, war Klagemauer.tv bei diesem Anlass dabei.[weiterlesen]
Am 19. August 2016 wurde im Kanton Bern die kantonale Volksinitiative „Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk“ bei der Staatskanzlei eingereicht. Sie verlangt die grundlegende Mitsprache des Großen Rates – des Parlaments des Kantons Bern – und der Bevölkerung bei der Einführung neuer Lehrpläne. Insbesondere der umstrittene Lehrplan 21 soll, obschon bereits beschlossen, rückwirkend dem Großen Rat und allenfalls dem Stimmvolk vorgelegt werden. Wie Sie sehen, war Klagemauer.tv bei diesem Anlass dabei. Nun hat der Regierungsrat des Kantons Bern am 8. September 2016 mitgeteilt, dass die Initiative mit 18.861 gültigen Unterschriften zustande gekommen sei. Nötig gewesen wären 15.000 Unterschriften.
Offiziell soll der neue Lehrplan die 21 Schulsysteme der Deutschschweizer Kantone einander angleichen. Schüler sollen in eine Schule eines anderen Kantons wechseln können, ohne Lücken aufarbeiten zu müssen. Der Lehrplan 21 ist unterdessen derart unter Druck geraten, dass die kantonalen Bildungsdirektoren unermüdlich betonen, wie wenig sich doch tatsächlich ändere und dass die Kritik nicht gerechtfertigt sei. Dabei ist der Lehrplan 21 nach wie vor eine umstrittene und tiefgreifende Bildungsreform, welche das schweizerische Volksschulwesen komplett umpflügt. Kritiker bemängeln z.B. seine einseitige Ausrichtung auf Kompetenzen, den Verzicht auf Jahresziele und klassische Fächer wie z.B. Geografie und Physik, die Zurückstufung der Lehrpersonen zu Lerncoaches und die hohen Kosten. Beim Kompetenzbegriff des Lehrplans 21 spielen Inhalte eine zweitrangige Rolle.
Im Vordergrund steht die Fähigkeit, eben „Kompetenz“ genannt, in den jeweiligen Gebieten Probleme zu lösen sowie die Bereitschaft, dies auch zu tun. Mit welchem Inhalt eine „Kompetenz“ erreicht wird, ist grundsätzlich gleichgültig.
Der Lehrplan 21 enthält 363 Kompetenzen und 2.304 Kompetenzstufen. Hier zwei Beispiele: „Schülerinnen und Schüler können ein Buch auswählen, indem sie in verschiedenen Büchern schnuppern (z.B. durchblättern, Anfang oder Schluss lesen)“ oder „Schülerinnen und Schüler können beim Erforschen geometrischer Beziehungen Vermutungen formulieren, überprüfen und allenfalls neue Vermutungen formulieren.“ Laut Professor Jochen Krautz, Doktor der Philosphie „senkt das Kompetenzkonzept nachweisbar das Bildungsniveau“, zudem sei der Kompetenzbegriff wissenschaftlich nicht definiert und nicht definierbar. Der in den Ruhestand versetzte Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Walter Herzog äußert sich folgendermaßen, ich zitiere: „Kein bisher bekannter Lehrplan macht dermaßen rigide (strenge) Vorgaben für die Unterrichtsgestaltung. Indem er nicht nur Kompetenzen festschreibt, die die Lehrpersonen den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln haben, sondern auch die Reihenfolge festlegt, in der die Kompetenzen aufzubauen sind, gibt der Lehrplan 21 in einer überbordenden Detailliertheit vor, wie Lehrerinnen und Lehrer zu unterrichten haben.“
Das Unterrichtsgeschehen soll gleichgeschaltet und kontrollierbar gemacht werden. Damit wird den Lehrpersonen die Freiheit genommen, ihren Unterricht nach Pestalozzis bewährter Pädagogik „Kopf, Herz und Hand“ auszurichten und individuell und bedürfnisgerecht auf die Kinder einzugehen.
Dem Lehrplan 21 wird auch vorgeworfen, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler zu beeinflussen und zu manipulieren. Dazu René Machu vom „Forum Allgemeinbildung Schweiz“, kurz FACH: „Der Lehrplan 21 ist ein ideologisches Machwerk, das nicht aufzeigt, was Schüler wissen müssen, sondern ein bestimmtes Denken vorschreibt und ein bestimmtes Verhalten anstrebt.“
Diese Befürchtung ist auch nicht verwunderlich. Denn laut der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD), die den Kompetenzbegriff kreierte und in allen OECD-Mitgliedsländern vorantreibt, wird „Kompetenz“ als „Fähigkeit zur inneren und äußeren Anpassung an die gegebenen Verhältnisse in Gesellschaft und Wirtschaft“ verstanden.
Der vom „Kompetenzbegriff“ geprägte Lehrplan 21 ist offensichtlich ein Instrument, durch das die Persönlichkeit des Schülers gesteuert und der Schüler dazu motiviert werden soll, sich vorbehaltlos anzupassen.
Die zahlreichen Volksinitiativen in insgesamt 12 Kantonen zeigen, dass eine breite Bevölkerung dies durchschaut zu haben scheint und diesen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Kinder nicht will. Zurzeit werden im Kanton Graubünden noch Unterschriften für eine Doppelinitiative gesammelt.
Ich ende mit einem Zitat des Schweizer Journalisten und Inlandredaktors der NZZ, Michael Schoenenberger: „Der LP21 ist damit ein typisches Kind seiner Zeit geworden, in der die Erziehung des Bürgers und sein konformes Verhalten in Staat und Gesellschaft, […] ganz oben auf der Agenda stehen. […] Gewarnt sei vor einem staatlichen Umerziehungsplan, der in Form eines modernen Lehrplans daherkommt.“
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15.09.2016 | www.kla.tv/9000
Am 19. August 2016 wurde im Kanton Bern die kantonale Volksinitiative „Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk“ bei der Staatskanzlei eingereicht. Sie verlangt die grundlegende Mitsprache des Großen Rates – des Parlaments des Kantons Bern – und der Bevölkerung bei der Einführung neuer Lehrpläne. Insbesondere der umstrittene Lehrplan 21 soll, obschon bereits beschlossen, rückwirkend dem Großen Rat und allenfalls dem Stimmvolk vorgelegt werden. Wie Sie sehen, war Klagemauer.tv bei diesem Anlass dabei. Nun hat der Regierungsrat des Kantons Bern am 8. September 2016 mitgeteilt, dass die Initiative mit 18.861 gültigen Unterschriften zustande gekommen sei. Nötig gewesen wären 15.000 Unterschriften. Offiziell soll der neue Lehrplan die 21 Schulsysteme der Deutschschweizer Kantone einander angleichen. Schüler sollen in eine Schule eines anderen Kantons wechseln können, ohne Lücken aufarbeiten zu müssen. Der Lehrplan 21 ist unterdessen derart unter Druck geraten, dass die kantonalen Bildungsdirektoren unermüdlich betonen, wie wenig sich doch tatsächlich ändere und dass die Kritik nicht gerechtfertigt sei. Dabei ist der Lehrplan 21 nach wie vor eine umstrittene und tiefgreifende Bildungsreform, welche das schweizerische Volksschulwesen komplett umpflügt. Kritiker bemängeln z.B. seine einseitige Ausrichtung auf Kompetenzen, den Verzicht auf Jahresziele und klassische Fächer wie z.B. Geografie und Physik, die Zurückstufung der Lehrpersonen zu Lerncoaches und die hohen Kosten. Beim Kompetenzbegriff des Lehrplans 21 spielen Inhalte eine zweitrangige Rolle. Im Vordergrund steht die Fähigkeit, eben „Kompetenz“ genannt, in den jeweiligen Gebieten Probleme zu lösen sowie die Bereitschaft, dies auch zu tun. Mit welchem Inhalt eine „Kompetenz“ erreicht wird, ist grundsätzlich gleichgültig. Der Lehrplan 21 enthält 363 Kompetenzen und 2.304 Kompetenzstufen. Hier zwei Beispiele: „Schülerinnen und Schüler können ein Buch auswählen, indem sie in verschiedenen Büchern schnuppern (z.B. durchblättern, Anfang oder Schluss lesen)“ oder „Schülerinnen und Schüler können beim Erforschen geometrischer Beziehungen Vermutungen formulieren, überprüfen und allenfalls neue Vermutungen formulieren.“ Laut Professor Jochen Krautz, Doktor der Philosphie „senkt das Kompetenzkonzept nachweisbar das Bildungsniveau“, zudem sei der Kompetenzbegriff wissenschaftlich nicht definiert und nicht definierbar. Der in den Ruhestand versetzte Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Walter Herzog äußert sich folgendermaßen, ich zitiere: „Kein bisher bekannter Lehrplan macht dermaßen rigide (strenge) Vorgaben für die Unterrichtsgestaltung. Indem er nicht nur Kompetenzen festschreibt, die die Lehrpersonen den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln haben, sondern auch die Reihenfolge festlegt, in der die Kompetenzen aufzubauen sind, gibt der Lehrplan 21 in einer überbordenden Detailliertheit vor, wie Lehrerinnen und Lehrer zu unterrichten haben.“ Das Unterrichtsgeschehen soll gleichgeschaltet und kontrollierbar gemacht werden. Damit wird den Lehrpersonen die Freiheit genommen, ihren Unterricht nach Pestalozzis bewährter Pädagogik „Kopf, Herz und Hand“ auszurichten und individuell und bedürfnisgerecht auf die Kinder einzugehen. Dem Lehrplan 21 wird auch vorgeworfen, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler zu beeinflussen und zu manipulieren. Dazu René Machu vom „Forum Allgemeinbildung Schweiz“, kurz FACH: „Der Lehrplan 21 ist ein ideologisches Machwerk, das nicht aufzeigt, was Schüler wissen müssen, sondern ein bestimmtes Denken vorschreibt und ein bestimmtes Verhalten anstrebt.“ Diese Befürchtung ist auch nicht verwunderlich. Denn laut der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD), die den Kompetenzbegriff kreierte und in allen OECD-Mitgliedsländern vorantreibt, wird „Kompetenz“ als „Fähigkeit zur inneren und äußeren Anpassung an die gegebenen Verhältnisse in Gesellschaft und Wirtschaft“ verstanden. Der vom „Kompetenzbegriff“ geprägte Lehrplan 21 ist offensichtlich ein Instrument, durch das die Persönlichkeit des Schülers gesteuert und der Schüler dazu motiviert werden soll, sich vorbehaltlos anzupassen. Die zahlreichen Volksinitiativen in insgesamt 12 Kantonen zeigen, dass eine breite Bevölkerung dies durchschaut zu haben scheint und diesen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Kinder nicht will. Zurzeit werden im Kanton Graubünden noch Unterschriften für eine Doppelinitiative gesammelt. Ich ende mit einem Zitat des Schweizer Journalisten und Inlandredaktors der NZZ, Michael Schoenenberger: „Der LP21 ist damit ein typisches Kind seiner Zeit geworden, in der die Erziehung des Bürgers und sein konformes Verhalten in Staat und Gesellschaft, […] ganz oben auf der Agenda stehen. […] Gewarnt sei vor einem staatlichen Umerziehungsplan, der in Form eines modernen Lehrplans daherkommt.“
von rg. / dd.
Medienmitteilung Initiativkomitee Kanton Bern Zitat Dr. Walter Herzog aus Broschüre „Einspruch! Kritische Gedanken zu Bologna, Harmos und Lehrplan 21“ Jochen Krautz: „Kompetenzen machen unmündig, Streitschriften zur Bildung, Heft 1“ http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/ein-typisches-kind-seiner-zeit-1.18131825
http://lehrplan21.ch/sites/default/files/vergleich_lehrplaene_2.pdf