Diese Website verwendet Cookies. Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Bei uns sind Ihre Daten sicher. Wir geben keine Ihrer Analyse- oder Kontaktdaten an Dritte weiter! Weiterführende Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung.
Wir präsentieren Ihnen eine Beichte der besonderen Art. Konrad Windisch ist davon überzeugt, dass in einer derart verrückten Zeit, in der wir momentan leben, jedermann in sich gehen und gründliche Selbstkritik üben sollte. Wir wünschen Ihnen bei dieser satirisch ernsten und doch nachdenklich stimmenden 10-Punkte-Selbstkritik gute Unterhaltung![weiterlesen]
Nachfolgend präsentieren wir Ihnen eine Beichte der besonderen Art. Es handelt sich dabei um einige Ausschnitte aus der 10 Punkte-Selbstkritik von Konrad Windisch. Er begründet seine Selbstkritik mit diesen vorangehenden Worten:
„In einer verrückten Zeit, wie der derzeitigen, ist es zu empfehlen, in sich zu gehen und Selbstkritik zu üben. In einer Zeit, in der z. B. Soldatengräber geschändet und Deserteur-Denkmäler errichtet werden, in der es genügt, Farbbeutel an die Wand zu werfen, um Staatskünstler zu werden und ein eigenes Museum zu bekommen, ist es auch für Sie notwendig, Selbstkritik zu üben!“
Wer die »10 Beuge-Übungen« von Konrad Windisch im vollen Umfang erleben will, kann dies unter dem am Schluss eingeblendeten Link. Nun gute Unterhaltung bei dieser satirisch ernsten und doch echt besinnlichen Buße.
Nachdem ich jahrzehntelang die Belehrungen durch die Massenmedien aufmerksam verfolgt und zur Kenntnis genommen habe, fühle ich mich gezwungen, das folgende Geständnis, meine Person betreffend, abzulegen. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass der größte Teil jener Belehrungen ohne tiefere Wirkung geblieben ist und sich bei mir als nicht persönlichkeitsverändernd erwiesen hat.
Im Einzelnen muss ich anführen:
1. Beziehung zu den Eltern
Ich weiß, dass ich sowohl einen Vater- als auch einen Mutterkomplex haben müsste, meine Eltern und Großeltern verurteilen und ihre Handlungen und Meinungen grundsätzlich verurteilen muss. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich sie weder verurteile noch einen diesbezüglichen Komplex habe. Bedauerlicherweise hatte ich auch nie das Bedürfnis, meine Eltern umzubringen oder entstehende Konflikte mit dem Messer zu bereinigen.
2. Beziehung zu Frauen
Ich weiß, dass ich meine ersten Erlebnisse mit diesen im Bordell oder in einer Kommune hätte haben sollen. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass sich diese ersten Erlebnisse bei Waldspaziergängen und auf Parkbänken abspielten und dass ich unverantwortlicherweise dabei sehr glücklich war. Nie hatte ich das Verlangen, Sexualmorde zu begehen, homosexuelle oder sonst wie tragische Verbindungen einzugehen und bedauere zutiefst, weder mit Prostituierten noch mit emanzipierten Eskimofrauen zusammengelebt zu haben.
3. Beziehung zu Kindern
Ich weiß, dass ich diese hätte abtreiben sollen bzw., wenn schon geboren, mit ihnen in ständigem Vater-Kind-Konflikt leben müsste. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich mir Kinder gewünscht habe, diese von Anfang an liebte und immer versucht habe, ihnen den Weg zu einer eigenen Persönlichkeit zu ebnen. Die Folge dieser reaktionären Einstellung ist, dass sie eher mich um Rat fragen als einen dafür vorgesehenen Funktionär und mich noch nie bestohlen, geschlagen oder angezeigt haben. Da ich bereits weit über dreißig bin, und mir meine Kinder trotzdem nicht misstrauen, sehe ich diese Fehlerziehung vollkommen ein und habe bereits öfters eine Diskussion über dieses Thema versucht. Da sie mich auch bei dieser Gelegenheit nicht bedroht oder zumindest beschimpft haben, sehe ich als Folge davon, dass sie eines Tages ein ähnliches Geständnis werden schreiben müssen.
4. Beziehung zu Vorgesetzten
Ich weiß, dass alle Menschen gleich sind und alle, die als Vorgesetzte fungieren, verbrecherische oder zumindest fragwürdige Ausbeuter sind. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich neben unsympathischen auch sympathische Vorgesetzte kennengelernt und mich mit ihnen ausgezeichnet verstanden habe. Da ich immer der irrtümlichen Meinung war, man sei von seinem Gewissen und nicht von seinen Vorgesetzten unter Druck gesetzt, habe ich mich immer nur solchen untergeordnet, die ich akzeptieren konnte. Ich weiß, dass selbst diese Art von Unterordnung abscheulich ist. Da ich immer der abwegigen, bereits im alten Griechenland entstandenen Auffassung war, dass nichts auf der Welt gleich ist, habe ich daher auch immer zwischen oben und unten, gut und schlecht, fähig und unfähig, anständig und unanständig unterschieden – und zwar bei Vor- und Nachgesetzten.
5. Beziehung zur Politik
Ich weiß, dass immer nur die derzeitige Politik die beste ist. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich nie dieser Meinung war. In meiner Verblendung ging ich so weit, anzunehmen, dass nicht einmal die Regierungsform darüber entscheidet, ob eine Politik gut oder schlecht ist, sondern die Menschen, die sie machen.
6. Beziehung zur Kunst
Ich weiß, dass alle bisherige Kunst reaktionär und alle heutige modern ist. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich bei der Beurteilung eines Kunstwerkes zuerst die Frage nach der Aussage, der Verständlichkeit und der Schönheit stellte, obwohl dies ohne Zweifel idiotische Kriterien sind. So muss ich auch gestehen, dass mir vor Ekelhaftem ekelte, Gestottertes unverständlich war und Sinnloses sinnlos erschien. Dinge, die niemand außer dem Produzenten und seinem Leibkritiker bzw. einem Kulturfunktionär verständlich sind, habe ich verdammenswerterweise nie als Kunst empfunden.
7. Beziehung zur Moral
Ich weiß, dass man diesen Begriff nicht letztgültig definieren kann und dass es ihn daher gar nicht gibt. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich immer so etwas wie ein moralisches Bewusstsein gehabt habe. Meine Auffassung von Moral war derart konfus, dass ich zwar nichts gegen einen Geschlechtsverkehr einzuwenden hatte, mich aber stets weigerte, mich dabei filmen zu lassen oder ihn auf einer Bühne zu vollziehen. Ich weiß, dass ich mich deshalb schämen muss, war aber immer der Meinung, dass Scham nichts Verwerfliches ist und sich sehr wohl von Prüderie unterscheidet. Dummerweise habe ich mir eingebildet, im bürgerlichen Sinn moralisch tolerant zu sein, weiß aber nun, dass ich immer sehr engstirnig und borniert war, weil ich zum Beispiel den Verkehr mit Tieren nie akzeptierte.
8. Beziehung zur Tradition
Ich weiß, dass dieses Wort nur in früheren Zeiten existierte und eine Umschreibung von Versklavung, Unterdrückung und Zwang war. Ich schäme mich, geglaubt zu haben, dass die Übernahme erprobter Formen nicht unbedingt im Gegensatz zu echtem Fortschritt stehen muss. So habe ich sehr oft die gute Erziehung eines Menschen positiv bewertet. Auch war ich z. B. der irrigen Meinung, dass es zwar snobistisch wäre, ein Lokal ausschließlich mit Frack, Zylinder oder edelsteinbesetzter „Taube“ zu betreten, dass dies aber auch nicht unbedingt in dreckiger Kleidung geschehen muss.
9. Beziehung zum Leben im allgemeinen
Ich weiß, dass dieses miserabel und voller Zwänge ist. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich dieses auch in den unangenehmsten Stunden stets bejaht habe. So bewältigte ich schlechte Zeiten und Situationen, ohne mich umzubringen, vollzuspritzen oder „out“ zu sein und war eigentlich nur in erfreulichen Situationen betrunken. Dass dies eine Folge gesellschaftlicher Zwänge ist, weiß ich natürlich. Sonst durchaus geneigt, mehr oder weniger blöde Witze zu machen, habe ich es verknacksterweise stets vermieden, dies über die religiösen oder weltanschaulichen Meinungen eines anderen zu tun.
Ich schäme mich.
Aber ich verspreche, trotzdem so weiter zu leben wie bisher.
Konrad Windisch
Sendungstext
herunterladen
24.09.2017 | www.kla.tv/11161
Nachfolgend präsentieren wir Ihnen eine Beichte der besonderen Art. Es handelt sich dabei um einige Ausschnitte aus der 10 Punkte-Selbstkritik von Konrad Windisch. Er begründet seine Selbstkritik mit diesen vorangehenden Worten: „In einer verrückten Zeit, wie der derzeitigen, ist es zu empfehlen, in sich zu gehen und Selbstkritik zu üben. In einer Zeit, in der z. B. Soldatengräber geschändet und Deserteur-Denkmäler errichtet werden, in der es genügt, Farbbeutel an die Wand zu werfen, um Staatskünstler zu werden und ein eigenes Museum zu bekommen, ist es auch für Sie notwendig, Selbstkritik zu üben!“ Wer die »10 Beuge-Übungen« von Konrad Windisch im vollen Umfang erleben will, kann dies unter dem am Schluss eingeblendeten Link. Nun gute Unterhaltung bei dieser satirisch ernsten und doch echt besinnlichen Buße. Nachdem ich jahrzehntelang die Belehrungen durch die Massenmedien aufmerksam verfolgt und zur Kenntnis genommen habe, fühle ich mich gezwungen, das folgende Geständnis, meine Person betreffend, abzulegen. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass der größte Teil jener Belehrungen ohne tiefere Wirkung geblieben ist und sich bei mir als nicht persönlichkeitsverändernd erwiesen hat. Im Einzelnen muss ich anführen: 1. Beziehung zu den Eltern Ich weiß, dass ich sowohl einen Vater- als auch einen Mutterkomplex haben müsste, meine Eltern und Großeltern verurteilen und ihre Handlungen und Meinungen grundsätzlich verurteilen muss. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich sie weder verurteile noch einen diesbezüglichen Komplex habe. Bedauerlicherweise hatte ich auch nie das Bedürfnis, meine Eltern umzubringen oder entstehende Konflikte mit dem Messer zu bereinigen. 2. Beziehung zu Frauen Ich weiß, dass ich meine ersten Erlebnisse mit diesen im Bordell oder in einer Kommune hätte haben sollen. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass sich diese ersten Erlebnisse bei Waldspaziergängen und auf Parkbänken abspielten und dass ich unverantwortlicherweise dabei sehr glücklich war. Nie hatte ich das Verlangen, Sexualmorde zu begehen, homosexuelle oder sonst wie tragische Verbindungen einzugehen und bedauere zutiefst, weder mit Prostituierten noch mit emanzipierten Eskimofrauen zusammengelebt zu haben. 3. Beziehung zu Kindern Ich weiß, dass ich diese hätte abtreiben sollen bzw., wenn schon geboren, mit ihnen in ständigem Vater-Kind-Konflikt leben müsste. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich mir Kinder gewünscht habe, diese von Anfang an liebte und immer versucht habe, ihnen den Weg zu einer eigenen Persönlichkeit zu ebnen. Die Folge dieser reaktionären Einstellung ist, dass sie eher mich um Rat fragen als einen dafür vorgesehenen Funktionär und mich noch nie bestohlen, geschlagen oder angezeigt haben. Da ich bereits weit über dreißig bin, und mir meine Kinder trotzdem nicht misstrauen, sehe ich diese Fehlerziehung vollkommen ein und habe bereits öfters eine Diskussion über dieses Thema versucht. Da sie mich auch bei dieser Gelegenheit nicht bedroht oder zumindest beschimpft haben, sehe ich als Folge davon, dass sie eines Tages ein ähnliches Geständnis werden schreiben müssen. 4. Beziehung zu Vorgesetzten Ich weiß, dass alle Menschen gleich sind und alle, die als Vorgesetzte fungieren, verbrecherische oder zumindest fragwürdige Ausbeuter sind. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich neben unsympathischen auch sympathische Vorgesetzte kennengelernt und mich mit ihnen ausgezeichnet verstanden habe. Da ich immer der irrtümlichen Meinung war, man sei von seinem Gewissen und nicht von seinen Vorgesetzten unter Druck gesetzt, habe ich mich immer nur solchen untergeordnet, die ich akzeptieren konnte. Ich weiß, dass selbst diese Art von Unterordnung abscheulich ist. Da ich immer der abwegigen, bereits im alten Griechenland entstandenen Auffassung war, dass nichts auf der Welt gleich ist, habe ich daher auch immer zwischen oben und unten, gut und schlecht, fähig und unfähig, anständig und unanständig unterschieden – und zwar bei Vor- und Nachgesetzten. 5. Beziehung zur Politik Ich weiß, dass immer nur die derzeitige Politik die beste ist. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich nie dieser Meinung war. In meiner Verblendung ging ich so weit, anzunehmen, dass nicht einmal die Regierungsform darüber entscheidet, ob eine Politik gut oder schlecht ist, sondern die Menschen, die sie machen. 6. Beziehung zur Kunst Ich weiß, dass alle bisherige Kunst reaktionär und alle heutige modern ist. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich bei der Beurteilung eines Kunstwerkes zuerst die Frage nach der Aussage, der Verständlichkeit und der Schönheit stellte, obwohl dies ohne Zweifel idiotische Kriterien sind. So muss ich auch gestehen, dass mir vor Ekelhaftem ekelte, Gestottertes unverständlich war und Sinnloses sinnlos erschien. Dinge, die niemand außer dem Produzenten und seinem Leibkritiker bzw. einem Kulturfunktionär verständlich sind, habe ich verdammenswerterweise nie als Kunst empfunden. 7. Beziehung zur Moral Ich weiß, dass man diesen Begriff nicht letztgültig definieren kann und dass es ihn daher gar nicht gibt. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich immer so etwas wie ein moralisches Bewusstsein gehabt habe. Meine Auffassung von Moral war derart konfus, dass ich zwar nichts gegen einen Geschlechtsverkehr einzuwenden hatte, mich aber stets weigerte, mich dabei filmen zu lassen oder ihn auf einer Bühne zu vollziehen. Ich weiß, dass ich mich deshalb schämen muss, war aber immer der Meinung, dass Scham nichts Verwerfliches ist und sich sehr wohl von Prüderie unterscheidet. Dummerweise habe ich mir eingebildet, im bürgerlichen Sinn moralisch tolerant zu sein, weiß aber nun, dass ich immer sehr engstirnig und borniert war, weil ich zum Beispiel den Verkehr mit Tieren nie akzeptierte. 8. Beziehung zur Tradition Ich weiß, dass dieses Wort nur in früheren Zeiten existierte und eine Umschreibung von Versklavung, Unterdrückung und Zwang war. Ich schäme mich, geglaubt zu haben, dass die Übernahme erprobter Formen nicht unbedingt im Gegensatz zu echtem Fortschritt stehen muss. So habe ich sehr oft die gute Erziehung eines Menschen positiv bewertet. Auch war ich z. B. der irrigen Meinung, dass es zwar snobistisch wäre, ein Lokal ausschließlich mit Frack, Zylinder oder edelsteinbesetzter „Taube“ zu betreten, dass dies aber auch nicht unbedingt in dreckiger Kleidung geschehen muss. 9. Beziehung zum Leben im allgemeinen Ich weiß, dass dieses miserabel und voller Zwänge ist. Ich schäme mich, gestehen zu müssen, dass ich dieses auch in den unangenehmsten Stunden stets bejaht habe. So bewältigte ich schlechte Zeiten und Situationen, ohne mich umzubringen, vollzuspritzen oder „out“ zu sein und war eigentlich nur in erfreulichen Situationen betrunken. Dass dies eine Folge gesellschaftlicher Zwänge ist, weiß ich natürlich. Sonst durchaus geneigt, mehr oder weniger blöde Witze zu machen, habe ich es verknacksterweise stets vermieden, dies über die religiösen oder weltanschaulichen Meinungen eines anderen zu tun. Ich schäme mich. Aber ich verspreche, trotzdem so weiter zu leben wie bisher. Konrad Windisch
von is.