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23.04.2014 | www.kla.tv/2877
„Sind US-Drohnenkriege ohne Deutschland möglich?“ Meine Damen und Herren, Guten Abend. Brandon Bryant hat geholfen viele Menschen zu töten. Insgesamt waren es 1626, sagt er. Terroristen, Terror-verdächtige, mutmaßlich auch Zivilisten. Brandon Bryant war Drohnenpilot der US-Air-Force, hat Kampf-drohnen im Auftrag der amerikanischen Regierung gesteuert. Irgendwann konnte er nicht mehr, wie er selber sagt: „Ich habe mich entschieden, die Air Force zu verlassen, weil ich an der Integrität meiner Vorgesetzten gezweifelt habe. Sie haben internationales Recht gebrochen, Menschenrechtsverletzungen begangen. Wir sind eine regelrechte Tötungsmaschinerie.“ Brandon Bryant erklärt, wie das Signal der Drohnen, die irgendwo über Afghanistan, Pakistan, dem Jemen oder sonstwo kreisen, übertragen wird. Über einen kommerziellen Satelliten, zum Beispiel der CNN, wird es von einer Satellitenschüssel empfangen, die auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein (in Deutschland) statio-niert ist. Von dort geht das Signal durch ein Glasfaserkabel mitten durch den Ozean bis zur Cannon-Airbase in den USA, wo Bryant stationiert war. Er berichtet: „In den mehr als 6000 Stunden, die ich geflogen bin, und in den tausenden Missionen gab es keinen einzigen Einsatz, bei dem ich nicht Ramstein angerufen hätte, um mich mit meiner Drohne verbinden zu lassen. Im Luftwaffenstützpunkt Ramstein laufen wirklich alle Informa-tionen zusammen, wie durch einen Trichter.“ Doch Ramstein ist nicht nur eine Durchgangsstation für Drohnendaten aus Pakistan oder Jemen – die Daten werden hier sogar ausgewertet und verarbeitet. In Ramstein betreiben US-Militärs und US-Geheimdienste seit Februar 2003 das Auswertungszentrung „Dis-tributed Common Ground System 4“ (DGS-4) für die weltweiten US-Drohneneinsätze. In der Einheit DGS-4 werden die Livebilder der Drohnen analysiert und mit nachrichtendie nstlichen Erkenntnissen abgeglichen, um sicherzustellen, wie Bryant sagt, „dass die, die wir töten, auch wirklich die Bösen sind.“ Der US-Geheimdienstkoordinator James Clapper bezeichnete 2010 das DGS als das „zentrale Nervensystem“ ame-rikanischer Drohneneinsätze. Brandon Bryan formuliert es so: „Ohne diese Basis in Deutschland würde das alles nicht funktionieren. Es ist das Epizentrum aller Informationsflüsse für die Übersee-Operationen der USA.“ In welche Operationen das DGS in Ramstein konkret eingebunden ist, darüber verweigert das US-Militär die Auskunft – aus Geheimhaltungsgründen. Und die Bundesregierung will es offenbar auch nicht so genau wis-sen. Sie nimmt wie folgt Stellung: „Die amerikanische Regierung hat gegenüber der Bundesregierung bestä-tigt, dass von amerikanischen Stützpunkten in Deutschland bewaffnete, ferngesteuerte Luftfahrzeuge weder geflogen noch befehligt werden.“ Klar ist: Im Karriere-Netzwerk LinkedIn berichten Dutzende stolz von ihrem Job im DGS 4 auf der Luftwaf-fenbasis Ramstein. Der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele, Grüne, bringt es wie folgt auf den Punkt: „Ich kann ein-fach nicht glauben, dass die Bundesregierung und die ihr unterstellten Fachbehörden – also Nachrichten-dienste, aber auch Polizei – nicht mitbekommen, dass von Deutschland aus auch so ein geheimer Krieg ge-führt wird. […] Da gibt´s nur eine Reaktion, zu der müssen wir sie veranlassen, dass das von Deutschland aus nicht mehr stattfinden darf.“ Wehrte Damen und Herren, helfen auch Sie zu veranlassen, dass solche völkerrechtlich umstrittenen Droh-neneinsätze nicht mehr über Deutschland geführt werden dürfen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
von dd.
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/drohnen177.html