„In Venezuela droht ein Stellvertreterkrieg“, schreibt der deutsche Wirtschaftsexperte und Buchautor Ernst Wolff in seinem Kommentar vom 9. Februar 2019 zur Lage in Venezuela. Die Krise in Venezuela spitze sich weiter zu. Drei Millionen Venezolaner, das ist ein Zehntel der Bevölkerung, haben das Land verlassen. Ein Großteil der übrigen 27 Millionen Einwohner kämpfe bei einer Inflationsrate von über 1.000 Prozent ums nackte Überleben. Nachdem sich im Januar 2019 der venezolanische Parlamentspräsident Juan Guaidó eigenmächtig zum Staatspräsidenten ernannte, wurde dieser umgehend durch die USA, Kanada und die Europäische Union als rechtmäßiger Nachfolger des erst im vergangenen Jahr erneut gewählten Präsidenten Maduro anerkannt. Die Bank of England habe zusätzliches Öl ins Feuer gekippt, indem sie Caracas die Auslieferung der venezolanischen Goldreserven verweigerte. Außerdem seien die Konten der venezolanischen Regierung in den USA eingefroren und die seit Jahren gegen das Land bestehenden Sanktionen weiter verschärft worden. Der Hintergrund und das Motiv für die drastische Erhöhung des US-Druckes auf Venezuela sind laut Ernst Wolff eine Entscheidung, die der rechtmäßig gewählte Präsident Maduro im vergangenen Jahr traf und die in Washington als Todsünde gilt: Maduro hatte den Petrodollar als Zahlungsmittel für Öllieferungen verweigert. Ernst Wolff erklärt den Zusammenhang so: „Seit der US-Dollar Mitte der siebziger Jahre durch ein Abkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien zum alleinigen Zahlungsmittel für die meistgehandelte Ware der Welt, das Öl, erklärt wurde, ist er als „Petrodollar“ neben dem US-Militär die wichtigste Stütze der US-Weltherrschaft. In den vergangenen zwanzig Jahren haben mehrere Staatschefs versucht, dem Petrodollar den Kampf anzusagen – mit der Folge, dass sie umgebracht und ihre Länder auf Jahrzehnte hinaus destabilisiert wurden. Genau dieses Schicksal droht Venezuela jetzt: Ein Regimewechsel wird keinesfalls – wie die Mainstream-Medien behaupten – zu „mehr Demokratie“ führen. Die arbeitende Bevölkerung Venezuelas ist zwar von Maduro, der einen Großteil der Reformen seines Vorgängers Hugo Chavez zurückgenommen hat, bitter enttäuscht. Dennoch ist sie nicht bereit, mit Guaidó eine Marionette der im gesamten Land verhassten USA als Staatspräsidenten zu akzeptieren.“ Dieser werde nämlich Venezuela, laut Einschätzung von Ernst Wolff, einer noch drastischeren Plünderung durch US-amerikanische Konzerne preisgeben. Maduro hingegen habe seit einiger Zeit versucht, sich mit chinesischer und russischer Hilfe über Wasser zu halten. Doch genau dies habe die Situation nur noch verschlimmert. Wolff verdeutlicht das so: „Da China und Russland den Petrodollar seit einigen Jahren ebenfalls boykottieren, indem sie untereinander und mit Drittländern immer mehr Ölverträge in Yuan und Rubel abschließen, sind auch sie längst ins Fadenkreuz der USA geraten. Weil es sich bei beiden aber im Gegensatz zu Libyen und Irak um Großmächte handelt, die nicht durch konventionelle militärische Eingriffe zu besiegen sind, wird der Konflikt mit ihnen nicht direkt, sondern in verschiedenen Regionen der Welt indirekt ausgetragen. Venezuela könnte sich so neben dem Nahen Osten zum Schauplatz für einen weiteren Stellvertreterkrieg und damit zu einem zusätzlichen internationalen Pulverfass entwickeln. Der militärisch-industrielle Komplex der USA würde einen solchen Krieg mit Sicherheit genauso begrüßen wie die US-Ölindustrie und eine Heerschar internationaler Großinvestoren.“ Laut Ernst Wolff zeige die Krise in Venezuela einmal mehr auf, wie die US-Regierung vor keinen Mitteln der Zerstörung und Destabilisierung zurückschrecke und auch jedes menschliche Leid billigend in Kauf nehme, wenn es darum geht, den Petrodollar zu stützen und damit die eigene Macht über das globale Finanzsystem aufrechtzuerhalten.
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Der Wirtschaftsexperte und Buchautor Ernst Wolff zeigt auf, dass sich die Lage im Land immer mehr zuspitzt. Bestehende Sanktionen wurden verschärft, nachdem der Petrodollar als Zahlungsmittel für Öllieferungen verweigert wurde. Auch erfolgte Hilfeleistungen von Russland und China trugen dazu bei. Wenn es darum geht, den Petrodollar zu stützen und die eigene Macht aufrechtzuerhalten, schreckt die US-Regierung vor keinen Mitteln der Zerstörung und Destabilisierung zurück. [weiterlesen]