Diese Website verwendet Cookies. Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Bei uns sind Ihre Daten sicher. Wir geben keine Ihrer Analyse- oder Kontaktdaten an Dritte weiter! Weiterführende Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung.
Erfahrungsbericht bei Verweigerung einer Impfpflicht
In Deutschland tritt ab 2020 die Masernimpfpflicht in Kraft. Judith ermutigt betroffene Eltern sich zu vernetzen und gibt praktische Tipps aus ihren Erfahrungen auf dem Bauernhof.[weiterlesen]
Hallo miteinander! Ich bin es wieder, die Judith. Ihr habt es wahrscheinlich alle schon mitbekommen, ab dem Jahr 2020 ist in Deutschland eine Masernimpfpflicht gültig. Eine Impfpflicht ist natürlich eine ganz andere Ausgangslage. Bis jetzt gab es schon da und dort Probleme, wenn man sich und seine Kinder nicht impfen lassen wollte – aber man hat schon noch selber entscheiden können. In Österreich gibt es ja Gott sei Dank noch keine Impfpflicht. Aber vor 11 Jahren – im Jahr 2008/2009 – haben wir als Familie schon mit einer Impfpflicht Erfahrungen gemacht; es hat nämlich damals die Blauzungenkrankheit-Impfpflicht betroffen. Die Blauzungenkrankheit war damals bezüglich Rinder, Schafe und Ziegen. Also für Rinder, Schafe und Ziegen hat die Impfpflicht gegolten – und mit Schafen und Ziegen hat es natürlich auch uns betroffen.
Es ist zuerst in den Medien relativ groß angekündigt worden, sogar bei Impfverweigerung droht Strafe bis zu 4360 Euro oder 3 Wochen Arrest. Wir haben dann einen amtlichen Brief von der Bezirkshauptmannschaft bekommen – von der Bezirkshauptmannschaft bekommt man sonst nur Briefe, wenn man zu schnell fährt und einen Strafzettel bekommt. Aber da ganz ein amtlicher Brief: Am Soundsovielten kommt der Tierarzt und wir sind verpflichtet, unsere Tiere dieser Impfung auszuliefern.
Für uns war aber von Anfang an klar, wir wollen unsere Tiere nicht impfen lassen. Also war für uns die Konsequenz, wir müssen uns informieren und mit anderen zusammentun. Das haben meine Eltern dann auch gemacht. Schon bevor der Tierarzt da war, haben sie sich mit anderen Bauern zusammengetan, haben andere Bauern aus der Gegend informiert, haben Infoabende besucht, sogar einen Verein gegründet. Sie haben gemerkt, es gibt viele Bauern, die dieser Impfung kritisch gegenüber stehen und eigentlich auch vorgehabt haben zu verweigern, aber gedacht haben: ist ja Pflicht, man muss ja. Aber dadurch, dass sie sich informiert haben und zusammengetan haben, ist immer mehr der Mut entstanden, tatsächlich das durchzuziehen und diese Impfung zu verweigern.
Diesen Ordner hat meine Mutter angelegt und da geht es nur ums Thema Blauzungenimpfung. Da ist z.B. der Schriftverkehr drin, den wir mit der Behörde gehabt haben – und unterschiedlichstes Infomaterial. Viele Bauern haben dann an die Behörden Briefe geschrieben, wo sie wirklich gut fundiert schrieben, warum sie ihre Tiere nicht impfen werden. Es waren so viele Widersprüchlichkeiten und ungeklärte Dinge. In unserem Brief, den wir an die Bezirkshauptmannschaft geschrieben haben, haben wir uns z.B. auf den Beipackzettel bezogen. Weil, da steht drinnen: Zum Einfluss der Impfung auf die Fruchtbarkeit bei männlichen Tieren gibt es noch keine Untersuchungen; oder die Unbedenklichkeit des Tierarzneimittels während der Trächtigkeit und Laktation ist nicht belegt. Laktation ist die Zeit, wo ein Nutztier Milch gibt. Aber fast alle Nutztiere sind entweder trächtig oder geben Milch. Und die männlichen Tiere hat man ja hauptsächlich wegen der Fruchtbarkeit. Das heißt, für den allergrößten Teil der Betriebe ist dieser Impfstoff ungeeignet oder jedenfalls noch nicht genügend untersucht – und trotzdem hat man von allen Betrieben verlangt, dass sie ihre Tiere impfen.
Eines Tages tatsächlich ist der Tierarzt dann gekommen. Er wurde auch von der Bezirkshauptmannschaft darüber informiert, dass wir Impfverweigerer sind und er war von Anfang an relativ schroff drauf. Aber dadurch, dass wir gewusst haben – es sind viele Bauern, vielen geht es jetzt so, wir ziehen das durch – war mein Vater auch relativ ruhig und hat sagen können: Ja, wir verweigern diese Impfpflicht. Natürlich diese Momente der Unsicherheit waren da; man macht sich schon Gedanken, was passiert, wenn wir wirklich die 4000 Euro Strafe zahlen müssen. Wie geht das dann weiter? Diese Momente der Unsicherheit waren zwar da – aber weil wir gewusst haben, es sind sehr viele Impfverweigerer, hat es diesen Schrecken verloren. Wir haben gewusst: Wir halten zusammen, wir ziehen das gemeinsam durch! Schlussendlich haben wir dann mit anderen Bauern einen Rechtsanwalt (Juristen) organisiert. Und der hat es durchgebracht, dass wir keine Strafe bekommen haben.
Das möchte ich wirklich allen Eltern, allen betroffenen Eltern bezüglich der Masernimpfpflicht weitergeben: Wenn man sich im Vorfeld zusammentut und weiß, man ist nicht allein, dann gibt es einem die Kraft, das durchzustehen. Weil z.B. der Tierarzt hat uns gesagt: Wir sind die einzigen Impfverweigerer aus der Gegend. In der Zeitung war dann der Artikel mit der Überschrift: Ein Bauer aus Niederösterreich hat die Impfung verweigert und ihm drohen jetzt Strafen. Aber wir haben gewusst, dass das nicht stimmt. Im Vorfeld haben wir gewusst, es sind viele, die diese Impfung verweigern werden und darum waren wir auch fest. Es stimmt nicht, was der Tierarzt sagt oder was in der Zeitung steht stimmt nicht; es ist nicht wahr, wir sind nicht die einzigen – es sind viele.
Und das kann ich nur allen betroffenen Eltern bezüglich der Masernimpfpflicht weitergeben: Im Vorfeld sich zusammentun, dann hat man diese innere Ruhe, um das durchzustehen. In diesem Sinne wünsche ich euch alles Gute. Tschüss und bis zum nächsten Mal.
von
Judith N.
Quellen/Links: --
Erfahrungsbericht bei Verweigerung einer Impfpflicht
Sendung und Zubehör in der gewünschten Qualität herunterladen:
Sendungstext
herunterladen
21.12.2019 | www.kla.tv/15412
Hallo miteinander! Ich bin es wieder, die Judith. Ihr habt es wahrscheinlich alle schon mitbekommen, ab dem Jahr 2020 ist in Deutschland eine Masernimpfpflicht gültig. Eine Impfpflicht ist natürlich eine ganz andere Ausgangslage. Bis jetzt gab es schon da und dort Probleme, wenn man sich und seine Kinder nicht impfen lassen wollte – aber man hat schon noch selber entscheiden können. In Österreich gibt es ja Gott sei Dank noch keine Impfpflicht. Aber vor 11 Jahren – im Jahr 2008/2009 – haben wir als Familie schon mit einer Impfpflicht Erfahrungen gemacht; es hat nämlich damals die Blauzungenkrankheit-Impfpflicht betroffen. Die Blauzungenkrankheit war damals bezüglich Rinder, Schafe und Ziegen. Also für Rinder, Schafe und Ziegen hat die Impfpflicht gegolten – und mit Schafen und Ziegen hat es natürlich auch uns betroffen. Es ist zuerst in den Medien relativ groß angekündigt worden, sogar bei Impfverweigerung droht Strafe bis zu 4360 Euro oder 3 Wochen Arrest. Wir haben dann einen amtlichen Brief von der Bezirkshauptmannschaft bekommen – von der Bezirkshauptmannschaft bekommt man sonst nur Briefe, wenn man zu schnell fährt und einen Strafzettel bekommt. Aber da ganz ein amtlicher Brief: Am Soundsovielten kommt der Tierarzt und wir sind verpflichtet, unsere Tiere dieser Impfung auszuliefern. Für uns war aber von Anfang an klar, wir wollen unsere Tiere nicht impfen lassen. Also war für uns die Konsequenz, wir müssen uns informieren und mit anderen zusammentun. Das haben meine Eltern dann auch gemacht. Schon bevor der Tierarzt da war, haben sie sich mit anderen Bauern zusammengetan, haben andere Bauern aus der Gegend informiert, haben Infoabende besucht, sogar einen Verein gegründet. Sie haben gemerkt, es gibt viele Bauern, die dieser Impfung kritisch gegenüber stehen und eigentlich auch vorgehabt haben zu verweigern, aber gedacht haben: ist ja Pflicht, man muss ja. Aber dadurch, dass sie sich informiert haben und zusammengetan haben, ist immer mehr der Mut entstanden, tatsächlich das durchzuziehen und diese Impfung zu verweigern. Diesen Ordner hat meine Mutter angelegt und da geht es nur ums Thema Blauzungenimpfung. Da ist z.B. der Schriftverkehr drin, den wir mit der Behörde gehabt haben – und unterschiedlichstes Infomaterial. Viele Bauern haben dann an die Behörden Briefe geschrieben, wo sie wirklich gut fundiert schrieben, warum sie ihre Tiere nicht impfen werden. Es waren so viele Widersprüchlichkeiten und ungeklärte Dinge. In unserem Brief, den wir an die Bezirkshauptmannschaft geschrieben haben, haben wir uns z.B. auf den Beipackzettel bezogen. Weil, da steht drinnen: Zum Einfluss der Impfung auf die Fruchtbarkeit bei männlichen Tieren gibt es noch keine Untersuchungen; oder die Unbedenklichkeit des Tierarzneimittels während der Trächtigkeit und Laktation ist nicht belegt. Laktation ist die Zeit, wo ein Nutztier Milch gibt. Aber fast alle Nutztiere sind entweder trächtig oder geben Milch. Und die männlichen Tiere hat man ja hauptsächlich wegen der Fruchtbarkeit. Das heißt, für den allergrößten Teil der Betriebe ist dieser Impfstoff ungeeignet oder jedenfalls noch nicht genügend untersucht – und trotzdem hat man von allen Betrieben verlangt, dass sie ihre Tiere impfen. Eines Tages tatsächlich ist der Tierarzt dann gekommen. Er wurde auch von der Bezirkshauptmannschaft darüber informiert, dass wir Impfverweigerer sind und er war von Anfang an relativ schroff drauf. Aber dadurch, dass wir gewusst haben – es sind viele Bauern, vielen geht es jetzt so, wir ziehen das durch – war mein Vater auch relativ ruhig und hat sagen können: Ja, wir verweigern diese Impfpflicht. Natürlich diese Momente der Unsicherheit waren da; man macht sich schon Gedanken, was passiert, wenn wir wirklich die 4000 Euro Strafe zahlen müssen. Wie geht das dann weiter? Diese Momente der Unsicherheit waren zwar da – aber weil wir gewusst haben, es sind sehr viele Impfverweigerer, hat es diesen Schrecken verloren. Wir haben gewusst: Wir halten zusammen, wir ziehen das gemeinsam durch! Schlussendlich haben wir dann mit anderen Bauern einen Rechtsanwalt (Juristen) organisiert. Und der hat es durchgebracht, dass wir keine Strafe bekommen haben. Das möchte ich wirklich allen Eltern, allen betroffenen Eltern bezüglich der Masernimpfpflicht weitergeben: Wenn man sich im Vorfeld zusammentut und weiß, man ist nicht allein, dann gibt es einem die Kraft, das durchzustehen. Weil z.B. der Tierarzt hat uns gesagt: Wir sind die einzigen Impfverweigerer aus der Gegend. In der Zeitung war dann der Artikel mit der Überschrift: Ein Bauer aus Niederösterreich hat die Impfung verweigert und ihm drohen jetzt Strafen. Aber wir haben gewusst, dass das nicht stimmt. Im Vorfeld haben wir gewusst, es sind viele, die diese Impfung verweigern werden und darum waren wir auch fest. Es stimmt nicht, was der Tierarzt sagt oder was in der Zeitung steht stimmt nicht; es ist nicht wahr, wir sind nicht die einzigen – es sind viele. Und das kann ich nur allen betroffenen Eltern bezüglich der Masernimpfpflicht weitergeben: Im Vorfeld sich zusammentun, dann hat man diese innere Ruhe, um das durchzustehen. In diesem Sinne wünsche ich euch alles Gute. Tschüss und bis zum nächsten Mal.
von Judith N.