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30.10.2013 | www.kla.tv/1788
Häufig stimmen in unserer Welt Theorie und Praxis nicht überein. Manchmal aus Mangel an Umsetzungskraft, manchmal aus Lüge, Heuchelei oder Ablenkung. Ein Paradebeispiel für diesen zweiten Fall lieferte die Süddeutsche Zeitung in ihrer gestrigen Ausgabe. Hier ein paar Auszüge aus dem Artikel „Prügelknabe“: „Für die Rechercheprofis von Focus Online steht der „Verlierer des Tages“ schon fest, bevor irgendjemand sicher weiß, was passiert ist. Und auch die Leute vom OK!-Magazin haben bereits entschieden: ‚Einmal Bad Boy, immer Bad Boy.’ Gemeint ist der amerikanische Sänger Chris Brown, der am Sonntag in Washington einen Mann geschlagen haben soll. Die Faktenlage war an diesem Montag noch dünn, aber in der Beurteilung herrschte schon Eintracht: Chris Brown, das war doch der, der 2009 seine damalige Freundin Rihanna verprügelt hat. Klarer Fall.“ Soweit das Zitat aus der Süddeutschen Zeitung. Hier geht die renommierte Tageszeitung, die einer der wichtigsten Meinungsmacher im deutschsprachigen Raum ist, mit anderen Mitgliedern ihrer Zunft hart ins Gericht. Lassen Sie uns die zitierte Passage einmal vom Tratsch um den Musiker Chris Brown ablösen und stattdessen auf die weltpolitische Bühne projizieren. Kann dann die Süddeutsche Zeitung ihrem hier geäußerten Anspruch von hochwertigem, Fakten basierten Journalismus genügen? Machen wir den Praxistest und schreiben den Artikel über Chris Brown ein bisschen um: „Für Stefan Kornelius, Leiter des außenpolitischen Ressorts der Süddeutschen Zeitung, steht der Schuldige schon fest, noch bevor irgendjemand sicher weiß, was passiert ist. Und auch die Leute vom Spiegel, der Zeit, und anderen Zeitungen weltweit haben bereits entschieden: ‚Einmal Bad Boy, immer Bad Boy.’ Gemeint ist der syrische Präsident Assad, der am 21. August 2013 einen Giftgasanschlag auf seine eigene Bevölkerung verübt haben soll. Die Indizien dafür sind bis heute nicht überzeugend, aber in der Beurteilung herrschte Eintracht: Assad, der grausame Diktator muss schuld sein. Klarer Fall.“ Liebe Zuschauer, soviel einmal zum direkten Vergleich. Es wird deutlich, wie sehr Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Ist im Fall Syrien vielleicht einfach nur die journalistische Sensationslust mit der Presse durchgebrannt? Nein! Die 378 Seiten umfassende Doktorarbeit des Forschers Uwe Krüger mit dem Titel „Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – ein kritische Netzwerkanalyse“ macht deutlich, dass entscheidende Redakteure und Leitartikelschreiber eng mit den Funktionseliten aus Politik, Wirtschaft und Militär vernetzt sind. Er verweist z.B. auf gute Beziehungen zu US-Lobbyorganisationen, dem Aspen-Institut, der Atlantik-Brücke, der Trilateralen Kommission und auch den weltweit einflussreichen Bilderbergern. Der Journalist und ehemalige ARD-Sonderkorrespondent Christoph Hörstel kommt im Klagemauer-TV Interview vom 26.September zu folgendem Schluss in Bezug auf die Medien: „Die Rolle unserer Medien ist eben so, dass man sagen kann, sie haben ganz offensichtlich die Freiheit, jedes außenpolitische Verbrechen herbei zu schreiben, parteiisch zu unterfüttern, […] in bewusster Ausblendung der Fakten, und dann haben sie auch die Lizenz zum publizistischen sich Beteiligen am Morden und sie haben die schöne Erlaubnis hinterher über die Folgen zu schweigen, wie in Lybien zum Beispiel.“ Die Süddeutsche Zeitung schließt ihren heuchlerischen Artikel über die Berufsethik anderer Zeitungen mit der Feststellung, dass der Sänger Chris Brown „das größte Bedürfnis von Leuten [befriedigt], die hauptberuflich Gerüchte abschreiben. Sie können ihn hier und heute zu dem erklären, was sie jeden Tag sind: Verlierer.“ Dieses Fazit ist äußerst interessant und erinnert an eine alte Weisheit vom Schulhof. Wenn nämlich der große bisher stets ungeschlagene „Pausenhofkönig“ merkt, dass es in der Schule nun jemanden gibt, der noch stärker ist als er, dann beginnt er besonders laut zu randalieren und herumzustänkern. Doch dies ist nur ein deutliches Zeichen dafür, dass er spürt, dass er in Zukunft der Verlierer sein wird. So, sehr verehrte Damen und Herren, ist es auch auf dem „globalen Schulhof“: Der Stärkste wird sich durchsetzen, und am Ende ist nichts so stark wie die Wahrheit. Eine Journalistenzunft, die die Wahrheit verdreht und mit Füßen tritt, wird als Verlierer vom Ring gehen. Das macht Mut.
von sm.