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Der Schweizer Verband Economiesuisse forderte dazu auf, in der Schule digitale Möglichkeiten für eine individuelle Förderung der Schüler verstärkt einzusetzen. Das Schulbuch würde durch elektronische Geräte mit überwachenden Lernprogrammen ersetzt werden. Die Schüler sollen hierdurch scheinbar individuell mit Hilfe digitaler Medien lernen, aber fördert es auch Mündigkeit, Selbständigkeit und eigenständiges Denken?[weiterlesen]
Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, forderte unlängst dazu auf, in der Volksschule die digitalen Möglichkeiten für eine individuelle Förderung der Schüler verstärkt einzusetzen. Vor allem die Fächer Deutsch und Mathematik sollen zukünftig digitalisiert unterrichtet werden. Economiesuisse beruft sich dabei auf Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt von der deutschen Bertelsmann Stiftung. Die beiden Experten sind überzeugt, dass die digitale Zukunft des Lernens maschinengesteuert und individualisiert verlaufen wird. Das Schulbuch soll demnach durch elektronische Geräte mit überwachenden Lernprogrammen ersetzt werden. Jörg Dräger: „Die Software Knewton durchleuchtet jeden, der das Lernprogramm nutzt. Die Software beobachtet und speichert minutiös, was, wie und in welchem Tempo ein Schüler lernt.“ Anhand dieser gewonnenen Daten versucht die Software, die Schüler in eine vorgegebene Richtung zu „optimieren“. Auch vonseiten der Politik und Leitmedien in der Schweiz und Deutschland wird die Einführung der „digitalen Bildung“ als Chance für individualisiertes Lernen propagiert. Diese neue Schulreform verspricht die Lösung vieler Qualitätsmängel im bisherigen Bildungswesen: Die Kinder sollen mittels elektronischer Medien wie Computer, interaktive digitale Tafeln oder Tablets künftig eigenständiger, kompetenter und für den Berufsalltag besser qualifiziert werden. So versprechen es zumindest IT-Firmen wie Google, Microsoft, SAP oder die Telekom, welche die treibenden Kräfte hinter dieser Reform sind. Doch von fachkundiger Seite werden kritische Stimmen laut, die nicht nur massive Bedenken äußern, sondern die „digitale Bildung“ aufgrund von Erfahrungen in anderen Ländern und vieler wissenschaftlicher Studien als großen Rückschritt statt Fortschritt, ja als Gefahr einstufen. Die Schüler lernen scheinbar individuell mit Hilfe digitaler Medien, aber in Wirklichkeit setzen sie ungefragt, ohne wechselseitiges Aufeinander-Reagieren um, was das Lernprogramm sagt. Dies führt zur Entmündigung der Schüler und ermöglicht letztlich den Aufbau eines Systems zur Steuerung des Menschen.
Der Schweizer Thinktank Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) sieht diese Entwicklung so: „Wir treten damit in ein Zeitalter der selbst gewählten Unselbständigkeit ein - gewissermaßen einer das ganze Leben dauernden Kindheit. Big Brother wandelt sich zur Big Mother, die uns umsorgt und für uns komplexe Entscheidungen fällt. Weniger prosaisch: Wir werden bemuttert von einem Überwachungsapparat.“
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26.08.2018 | www.kla.tv/12918
Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, forderte unlängst dazu auf, in der Volksschule die digitalen Möglichkeiten für eine individuelle Förderung der Schüler verstärkt einzusetzen. Vor allem die Fächer Deutsch und Mathematik sollen zukünftig digitalisiert unterrichtet werden. Economiesuisse beruft sich dabei auf Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt von der deutschen Bertelsmann Stiftung. Die beiden Experten sind überzeugt, dass die digitale Zukunft des Lernens maschinengesteuert und individualisiert verlaufen wird. Das Schulbuch soll demnach durch elektronische Geräte mit überwachenden Lernprogrammen ersetzt werden. Jörg Dräger: „Die Software Knewton durchleuchtet jeden, der das Lernprogramm nutzt. Die Software beobachtet und speichert minutiös, was, wie und in welchem Tempo ein Schüler lernt.“ Anhand dieser gewonnenen Daten versucht die Software, die Schüler in eine vorgegebene Richtung zu „optimieren“. Auch vonseiten der Politik und Leitmedien in der Schweiz und Deutschland wird die Einführung der „digitalen Bildung“ als Chance für individualisiertes Lernen propagiert. Diese neue Schulreform verspricht die Lösung vieler Qualitätsmängel im bisherigen Bildungswesen: Die Kinder sollen mittels elektronischer Medien wie Computer, interaktive digitale Tafeln oder Tablets künftig eigenständiger, kompetenter und für den Berufsalltag besser qualifiziert werden. So versprechen es zumindest IT-Firmen wie Google, Microsoft, SAP oder die Telekom, welche die treibenden Kräfte hinter dieser Reform sind. Doch von fachkundiger Seite werden kritische Stimmen laut, die nicht nur massive Bedenken äußern, sondern die „digitale Bildung“ aufgrund von Erfahrungen in anderen Ländern und vieler wissenschaftlicher Studien als großen Rückschritt statt Fortschritt, ja als Gefahr einstufen. Die Schüler lernen scheinbar individuell mit Hilfe digitaler Medien, aber in Wirklichkeit setzen sie ungefragt, ohne wechselseitiges Aufeinander-Reagieren um, was das Lernprogramm sagt. Dies führt zur Entmündigung der Schüler und ermöglicht letztlich den Aufbau eines Systems zur Steuerung des Menschen. Der Schweizer Thinktank Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) sieht diese Entwicklung so: „Wir treten damit in ein Zeitalter der selbst gewählten Unselbständigkeit ein - gewissermaßen einer das ganze Leben dauernden Kindheit. Big Brother wandelt sich zur Big Mother, die uns umsorgt und für uns komplexe Entscheidungen fällt. Weniger prosaisch: Wir werden bemuttert von einem Überwachungsapparat.“
von rg./and./hm./js.
Buch von J. Dräger / R. Müller-Eiselt, 2015: Die digitale Bildungsrevolution: „Der radikale Wandel des Lernens und wie wir ihn gestalten können“ http://www.s-oe-s.de/aktuelles/themenabend-mit-peter-hensinger-das-smartphone-mein-personal-big-brother/