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Darf Werbung für die Bundeswehr bei unter 18-Jährigen Propagandacharakter haben? Und wieso dürfen Jungen und Mädchen schon mit 17 Jahren zur Bundeswehr gehen und in Techniken der realen Kriegsführung ausgebildet werden? Sind Kindersoldaten in Deutschland zeitgemäß? Auf solche Fragen nimmt Katja in ihrer Sendung Stellung.[weiterlesen]
Hallo zusammen! Mein Name ist Katja, ich komme aus Rheinhessen und begrüße Euch herzlich zu einer neuen „So seh ich’s“. Meiner Meinung nach hat jedes Land, jede Regierung auf dieser Erde, die Verantwortung, alles Erdenkliche zu unternehmen (ohne Waffengewalt versteht sich), um Frieden zu schaffen und Krieg zu vermeiden. Deshalb finde ich es nur konsequent, unsere Bundeswehr einzig auf die Verteidigung unseres Staatsgebietes zu beschränken. Leider wurde und wird die Bundeswehr immer mehr in bewaffnete Konflikte verwickelt. Und dafür wird auch regelrecht geworben. Täglich werde ich auf meinem Weg zur Uni mit großen Werbeplakaten der Bundeswehr konfrontiert, die unumwunden Gewalt verherrlichen. Mit dem Slogan „Mach, was wirklich zählt“ und dem Hashtag #kämpfen werden auch zahllose Kinder und Jugendliche damit konfrontiert und Gewalt im Namen des Staates wird wieder salonfähig. Dieses Thema beschäftigt mich eigentlich schon eine ganze Weile…Denn als ich 16 wurde, erreichte mich ein Schreiben der Bunderwehr. Auf der Rückseite stand: „Bereit für den Dienst? Du in Uniform? Bei der Bundeswehr? Warum eigentlich nicht? Im freiwilligen Wehrdienst oder als Soldat/-in auf Zeit findest du deine Stärken und entwickelst dich persönlich weiter. Wenn du wissen willst, wie sich das anfühlt und welche überraschenden Möglichkeiten sich auch in Zivil bieten, dann informiere dich unter: (...)“ Abgesehen davon, dass der Text mehr Fragen als Antworten aufwirft, wird der Beruf eines/r Soldat/-in komplett verharmlost. Durch die ersten beiden Fragen „Bereit für den Dienst?“ und „Du in Uniform“ wird die Aufmerksamkeit auf das absolut Oberflächliche gelegt, nämlich die Arbeitskleidung eines Soldaten. Dass es beim Wehrdienst nicht um das Outfit geht, ist eigentlich jedem bewusst. Auf die Frage „Warum eigentlich nicht?“, gibt es genügend Antworten. Beispielsweise, weil Gewalt nur Gegengewalt erzeugt usw. Da mir das Schreiben nicht informativ genug war, bin ich auf die besagte Internetseite gegangen, um zu erforschen, was man denn nun macht, außer Seine eigenen Stärken zu finden und eine Uniform anzuziehen. Wie erwartet, bin ich auch da auf wenig Information und Text gestoßen, dafür aber auf viele Videos von Bundeswehrmitgliedern. Niemand sagt direkt, was letztendlich sein Job ist, aber ich höre sehr oft die Begriffe „Zusammenhalt“, „Selbstbewusstsein“, „über meine Grenzen gehen“, „viel fürs Leben lernen“ und „abwechslungsreich“. Außerdem: „Über den Freiwilligen Wehrdienst hinaus kannst du dich in der Mannschaftslaufbahn auch langjährig verpflichten. Dein monatliches Gehalt ist deutlich höher als das von freiwillig Wehrdienstleistenden“ und „Auch ohne Waffe für Frieden und Freiheit kämpfen?“ In Anbetracht dessen, dass der Text minimal gehalten ist, fällt auf, dass anstatt Informationen über den tatsächlichen Beruf eines/r Soldat/-in lieber über das Gehalt berichtet wird. Denn bekanntlich zählt bei einem Job ja auch nur die Bezahlung.
Der Satz „Auch ohne Waffe für Frieden und Freiheit kämpfen?“ setzt voraus, dass der Kampf mit Waffe zwangsläufig ein Kampf für Frieden und Freiheit sein muss. Was er aber nicht ist, weil von Frieden zu sprechen und es gleichzeitig zu unterstützen, andere Menschen zu töten, einfach paradox ist. Alles in allem, wirkt die Website sowie die Postkarte auf mich, wie Werbung mit starkem Propagandacharakter. Ich kann mich erinnern, dass es damals auch nicht bei der Post blieb. Wir hatten in der Schule ebenfalls mindestens 2 Vorträge von Bundeswehrmitgliedern. Hier ist aber das Problem, dass die Schülerinnen und Schüler zu einem großen Teil noch minderjährig sind und deshalb die Konsequenzen, die eine Ausbildung bei der Bundeswehr für sie und ihr weiteres Leben hätte, nicht im vollen Umfang überblicken können. Und da sind wir schon beim nächsten Thema, was die Minderjährigen betrifft: Unter 18-Jährige dürfen in Deutschland nicht wählen, sie dürfen nicht selber Auto fahren oder gewaltverherrlichende Videospiele spielen, keinen Alkohol/Zigaretten kaufen. Jungen und Mädchen dürfen aber mit 17 Jahren schon zur Bundeswehr gehen und in Techniken der realen Kriegsführung ausgebildet werden. Aber obwohl die Problematik bekannt ist und auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Deutschland mehrfach aufgefordert hat, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben, hält die Bundesregierung an der 17-Jahresgrenze fest und wirbt gezielt bei Schülern. Damit gibt Deutschland auch international ein ganz schlechtes Beispiel ab: Nur wenige Staaten weltweit rekrutieren noch Minderjährige sprich Kindersoldaten. Deutschland setzt sich zudem dafür ein, dass Länder wie Myanmar, Somalia oder Afghanistan keine unter 18-Jährigen mehr in ihre Armeen aufnehmen. Das aber ist nicht glaubwürdig, so lange die eigene Armee weiter 17-Jährige einstellt. Die Anzahl der 17-jährigen Jungen und Mädchen, die von der Bundeswehr rekrutiert werden, steigt rapide an. Das Risiko, dass sie körperlich und psychisch überfordert sind, Opfer von Mobbing oder Missbrauch werden oder später in Auslandseinsätzen traumatisiert, verstümmelt oder getötet werden, ist hoch. Deswegen auch an alle Kinder und Jugendliche: Fallt nicht auf diese Propaganda rein, möge es auch noch so toll klingen. Seid weise! Passt auf Euch auf! In diesem Sinne wünsche ich Euch alles Gute und bis zum nächsten Mal.
Sendungstext
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11.02.2020 | www.kla.tv/15688
Hallo zusammen! Mein Name ist Katja, ich komme aus Rheinhessen und begrüße Euch herzlich zu einer neuen „So seh ich’s“. Meiner Meinung nach hat jedes Land, jede Regierung auf dieser Erde, die Verantwortung, alles Erdenkliche zu unternehmen (ohne Waffengewalt versteht sich), um Frieden zu schaffen und Krieg zu vermeiden. Deshalb finde ich es nur konsequent, unsere Bundeswehr einzig auf die Verteidigung unseres Staatsgebietes zu beschränken. Leider wurde und wird die Bundeswehr immer mehr in bewaffnete Konflikte verwickelt. Und dafür wird auch regelrecht geworben. Täglich werde ich auf meinem Weg zur Uni mit großen Werbeplakaten der Bundeswehr konfrontiert, die unumwunden Gewalt verherrlichen. Mit dem Slogan „Mach, was wirklich zählt“ und dem Hashtag #kämpfen werden auch zahllose Kinder und Jugendliche damit konfrontiert und Gewalt im Namen des Staates wird wieder salonfähig. Dieses Thema beschäftigt mich eigentlich schon eine ganze Weile…Denn als ich 16 wurde, erreichte mich ein Schreiben der Bunderwehr. Auf der Rückseite stand: „Bereit für den Dienst? Du in Uniform? Bei der Bundeswehr? Warum eigentlich nicht? Im freiwilligen Wehrdienst oder als Soldat/-in auf Zeit findest du deine Stärken und entwickelst dich persönlich weiter. Wenn du wissen willst, wie sich das anfühlt und welche überraschenden Möglichkeiten sich auch in Zivil bieten, dann informiere dich unter: (...)“ Abgesehen davon, dass der Text mehr Fragen als Antworten aufwirft, wird der Beruf eines/r Soldat/-in komplett verharmlost. Durch die ersten beiden Fragen „Bereit für den Dienst?“ und „Du in Uniform“ wird die Aufmerksamkeit auf das absolut Oberflächliche gelegt, nämlich die Arbeitskleidung eines Soldaten. Dass es beim Wehrdienst nicht um das Outfit geht, ist eigentlich jedem bewusst. Auf die Frage „Warum eigentlich nicht?“, gibt es genügend Antworten. Beispielsweise, weil Gewalt nur Gegengewalt erzeugt usw. Da mir das Schreiben nicht informativ genug war, bin ich auf die besagte Internetseite gegangen, um zu erforschen, was man denn nun macht, außer Seine eigenen Stärken zu finden und eine Uniform anzuziehen. Wie erwartet, bin ich auch da auf wenig Information und Text gestoßen, dafür aber auf viele Videos von Bundeswehrmitgliedern. Niemand sagt direkt, was letztendlich sein Job ist, aber ich höre sehr oft die Begriffe „Zusammenhalt“, „Selbstbewusstsein“, „über meine Grenzen gehen“, „viel fürs Leben lernen“ und „abwechslungsreich“. Außerdem: „Über den Freiwilligen Wehrdienst hinaus kannst du dich in der Mannschaftslaufbahn auch langjährig verpflichten. Dein monatliches Gehalt ist deutlich höher als das von freiwillig Wehrdienstleistenden“ und „Auch ohne Waffe für Frieden und Freiheit kämpfen?“ In Anbetracht dessen, dass der Text minimal gehalten ist, fällt auf, dass anstatt Informationen über den tatsächlichen Beruf eines/r Soldat/-in lieber über das Gehalt berichtet wird. Denn bekanntlich zählt bei einem Job ja auch nur die Bezahlung. Der Satz „Auch ohne Waffe für Frieden und Freiheit kämpfen?“ setzt voraus, dass der Kampf mit Waffe zwangsläufig ein Kampf für Frieden und Freiheit sein muss. Was er aber nicht ist, weil von Frieden zu sprechen und es gleichzeitig zu unterstützen, andere Menschen zu töten, einfach paradox ist. Alles in allem, wirkt die Website sowie die Postkarte auf mich, wie Werbung mit starkem Propagandacharakter. Ich kann mich erinnern, dass es damals auch nicht bei der Post blieb. Wir hatten in der Schule ebenfalls mindestens 2 Vorträge von Bundeswehrmitgliedern. Hier ist aber das Problem, dass die Schülerinnen und Schüler zu einem großen Teil noch minderjährig sind und deshalb die Konsequenzen, die eine Ausbildung bei der Bundeswehr für sie und ihr weiteres Leben hätte, nicht im vollen Umfang überblicken können. Und da sind wir schon beim nächsten Thema, was die Minderjährigen betrifft: Unter 18-Jährige dürfen in Deutschland nicht wählen, sie dürfen nicht selber Auto fahren oder gewaltverherrlichende Videospiele spielen, keinen Alkohol/Zigaretten kaufen. Jungen und Mädchen dürfen aber mit 17 Jahren schon zur Bundeswehr gehen und in Techniken der realen Kriegsführung ausgebildet werden. Aber obwohl die Problematik bekannt ist und auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Deutschland mehrfach aufgefordert hat, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben, hält die Bundesregierung an der 17-Jahresgrenze fest und wirbt gezielt bei Schülern. Damit gibt Deutschland auch international ein ganz schlechtes Beispiel ab: Nur wenige Staaten weltweit rekrutieren noch Minderjährige sprich Kindersoldaten. Deutschland setzt sich zudem dafür ein, dass Länder wie Myanmar, Somalia oder Afghanistan keine unter 18-Jährigen mehr in ihre Armeen aufnehmen. Das aber ist nicht glaubwürdig, so lange die eigene Armee weiter 17-Jährige einstellt. Die Anzahl der 17-jährigen Jungen und Mädchen, die von der Bundeswehr rekrutiert werden, steigt rapide an. Das Risiko, dass sie körperlich und psychisch überfordert sind, Opfer von Mobbing oder Missbrauch werden oder später in Auslandseinsätzen traumatisiert, verstümmelt oder getötet werden, ist hoch. Deswegen auch an alle Kinder und Jugendliche: Fallt nicht auf diese Propaganda rein, möge es auch noch so toll klingen. Seid weise! Passt auf Euch auf! In diesem Sinne wünsche ich Euch alles Gute und bis zum nächsten Mal.
von ak.
https://www.kindernothilfe.de/Über+uns/Presse/Pressemeldungen/Pressemitteilungen+2019/Keine+unter+18_Jährigen+in+Armeen%21-p-7682.html
https://www.deutschlandfunk.de/bundeswehr-belaestigte-soldatinnen-und-minderjaehrige.2852.de.html?dram:article_id=275503