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Erwin Thoma bezeichnet sich selbst nicht als Vortragenden. Vielmehr gibt er im Rahmen von Geben und Nehmen jenes weiter, was er selber bekommen hat.
Er fühlt sich als Botschafter der Bäume und plädiert dafür, sich den Angeboten der Natur zuzuwenden. So wird das Ganze auch „enkelkindertauglich“, weil Raubbau, Plünderung und die unsinnige Wegwerfwirtschaft ihr Ende finden.
Erfahren Sie in diesem Interview, welch größten Friedensbeitrag jeder Mensch leisten kann. Die Kreisläufe des Waldes können ganz praktisch ins Leben hinein genommen werden. Es ist viel einfacher, als man zunächst denkt.[weiterlesen]
Moderatorin: Herr Thoma, was für ein Vortrag! Am Ende Standing Ovation, und das Publikum war wirklich mitgerissen von Ihrem Vortrag. Was war das für ein Gefühl, hier das erste Mal an der AZK zu sprechen und was war das Eindrücklichste für Sie?
Erwin Thoma: Ich war noch nie hier, habe es nicht gekannt. Und natürlich eine tolle Stimmung. Und was mich so begeistert hat, dieses Jung und Alt und Kinder, also wirklich alle… Du hast das Gefühl, alle Altersgruppen, Menschen aus allen Ländern und Lebenssituationen, ganz toll.
Moderatorin: Wie wichtig sind Ihnen solche Vorträge, solche Veranstaltungen? Ich habe gesehen, Sie haben doch schon öfter irgendwo Vorträge gehalten, wie wichtig sind Ihnen solche Veranstaltungen?
E. Thoma: Mein Gott, ich bin kein Vortragender. Das ist nicht mein Beruf. Aber im Rahmen meiner Möglichkeiten gebe ich das, was ich bekommen habe, gern weiter. Und das ist ein Geben und Nehmen, und so sehe ich das.
Moderatorin: Sie sagten auch in Ihrem Vortrag, Sie seien ein Werkzeug, das eine Botschaft vermitteln möchte. Was ist diese Botschaft, die Sie vermitteln möchten an die Menschen?
E. Thoma: Also irgendwie bin ich vielleicht sowas wie ein Botschafter der Bäume. Aber – weil es einfach ... die Natur hat uns so viel zu sagen. Und nicht nur zu sagen, die Natur macht uns so grossartige Angebote. Und es ist schade, dass wir das vielfach übersehen. Und das meine ich nicht nur im romantischen Sinn, oder so im philosophischen Sinn, sondern ganz praktisch. Wenn wir auf die Natur setzen, dann leben wir tatsächlich besser. Und dann wird das Ganze auch enkelkindertauglich. Und dann hören wir mit dem Raubbau auf, dann hören wir mit der unsinnigen Wegwerfwirtschaft auf. Dann kommen wir auf völlig andere Lösungen. Also ich bin ja ein Techniker, ich komme ja aus der Bauwirtschaft, mir geht es darum, dass ich gesunde, abfallfreie, energieautarke Häuser baue. Das ist der grösste Friedensbeitrag, den der Mensch leisten kann, den jeder leisten kann ist, dass er sich unabhängig macht. Dass wir uns hier ein gutes Leben schaffen, und nicht dass unser Leben nur dann funktioniert, wenn wir andere Völker, andere Länder ausplündern. Und deshalb ist es wichtig zu verstehen, welche Kreisläufe wir haben, was uns der Wald anbietet, und das ganz praktisch ins Leben hineinnehmen und umsetzen. Wurst, ob ich mein Schlafzimmer so gestalten will dass ich besser schlafe und gesund werde, oder ob ich ein Haus baue für die Familie oder als Alterssitz, oder ob es um Ernährung geht, oder ob ich eine Salbe für meine Verwundung mache, es gibt so viele Möglichkeiten, den Segen der Natur in sein Leben zu lassen.
Moderatorin: Sie sprachen davon, dass Sie gerade auf Ihre Bücher immer wieder Kritik bekommen haben. Welche Art von Kritik war das, und von welcher Seite kam am meisten?
E. Thoma: Ja freilich, wie ich jung war und begonnen habe, da war ich auch noch sehr ungestüm und sehr undiplomatisch, ich glaube das darf man auch als junger Mensch, das soll man auch machen. Und ich habe natürlich ... ich war fassungslos, wie ich begriffen habe, was die Industrie in der Bauwirtschaft macht. Wie bedenkenlos da giftige Chemikalien eingesetzt werden. In meinem Fall in der Holzindustrie, die Klebstoffe oder belastende Materialien in der Bauwirtschaft. Und das habe ich ungestüm kritisiert und beim Namen genannt, und das ist natürlich nicht gut wenn man Geschäftsmodelle, mit denen Milliarden gemacht werden, kritisiert. In meiner Jugendzeit oder im Beginn meiner Berufslaufbahn war es üblich, dass man Holz mit hochgiftigen Holzschutzmitteln vergiftet hat. Wo man genau weiss, krebserregend, alle negativen Folgen für Mensch und Umwelt. Und wir haben gesagt, das ist ein Wahnsinn, das darf man nicht. Heute gibt es das eh nicht mehr. Aber bis es zur Erkenntnis kam, wirst du halt immer bekämpft. Und das gleiche ist mit meiner Kritik an den Leimen und an der Bauchemie. Wir zeigen ja, dass man ein Haus auf höchstem technischem Niveau, auf höchstem Niveau unserer Normen, ohne komplizierte Technik, ohne Dämmstoffe, ohne Chemikalien bauen kann. Und das ist das Beste, was man tun kann. Kritik, die theoretisch geäussert wird, ist wertvoll, aber noch wertvoller ist es, wenn es gelebt, wenn es getan wird, wenn es am Beispiel gezeigt wird.
Moderatorin: Und was motiviert Sie, oder was hat Sie motiviert, trotzdem weiterzumachen, obwohl Sie so Gegenwind bekommen haben, und was hat Ihnen die Kraft dazu gegeben?
E. Thoma: Wir haben kleine Kinder gehabt, und ich habe immer gesagt zu meiner Frau, wir müssen das für unsere Kinder tun und für alle Kinder dieser Welt. Wir haben eine intakte Welt, eine intakte Schöpfung geschenkt bekommen. Und wenn man etwas geschenkt bekommt, hat man auch die Verpflichtung, darauf zu achten. Und wir waren immer felsenfest davon überzeugt, dass es nicht der Lebenssinn ist, einen maximalen Geldhaufen anzulegen, sondern dass man – ich bin nicht gegen Geld, natürlich muss man seine Wirtschaft in Ordnung halten – aber das eigentliche Ziel ist es, andere Werte im Leben zu suchen und zu finden.
Moderatorin: Sie haben für den Satz, den Sie gesagt haben „Die Bäume sind die stärksten und am überlebensfähigsten, die am meisten geben“, für diesen Satz haben Sie doch noch einen kräftigen Applaus bekommen. Warum, was glauben Sie, was das Publikum so daran begeistert hat?
E. Thoma: Ich glaube dass immer mehr Menschen, die bewusst sind auch auf verschiedenen Ebenen, auf der ökologischen Ebene, auf der spirituellen Ebene, oder einfach auf der Herzensebene mit den Mitmenschen, dass immer mehr Menschen spüren, dass die Konzepte, die uns heute vorgesetzt werden, die Konzepte einer Wegwerfwirtschaft, die ich erwähnt habe, oder die Konzepte wo der Mensch, wo der Einzelne nur als Produktionsfaktor, oder als Konsument gesehen wird. Das spüren die Leute, dass das nicht zielführend ist, dass uns das als Menschheit nicht vorwärts, sondern rückwärts bringen wird. Und das ist das, was ich denke, wo wir alle gemeinsam nach Alternativen suchen. Und eine der grossen gelebten, erfolgreich gelebten Alternativen, das ist die Natur selbst. Die Natur lebt Kreislaufwirtschaft, die Natur zeigt uns, dass es zwar aus unserer Sicht grausige Situationen gibt, aber am Ende doch auch die Schwachen befördert werden. Dass gemeinschaftlich agiert wird, dass sozusagen als Organismus agiert wird, und nicht als Ellenbogen-Ego-Gesellschaft. Und das sind Mut machende Beispiele, und sicher auch Vorbilder für uns Menschen, die wir überdenken können, und die wir in unser tägliches Leben einbeziehen können.
Moderatorin: Sie haben viele Dinge erwähnt, die im Wald wirklich sehr faszinierend sind, und wovon wir uns auch ein Beispiel nehmen könnten. Was ist das Gewichtigste, oder was denken Sie, was das Gewichtigste wäre, was wir als Menschheit lernen müssten, oder als nächsten Schritt?
E. Thoma: Ich glaube, das Allerwichtigste ist, es gibt da so Vieles, aber wir müssten einmal grundsätzlich begreifen, wir sind nicht allein und isoliert. Wir sind mit allem verbunden. Wir sind nicht isoliert und verlassen und ungeliebt, wir sind ein geliebter, sinnvoller Teil des Ganzen. Und wenn ich das in mir wirklich spüre, dann fallen die Ängste von mir ab, dann werde ich handlungsfähig, und dann werde ich auch handlungsfähig für das Gemeinwohl, für die Anderen, für das Miteinander.
Moderatorin: Vielen Dank für das Interview und ich wünsche Ihnen noch sehr, sehr viel Erfolg. Dankeschön.
E. Thoma: Ihnen auch, und uns gemeinsam. Dankeschön.
Moderatorin: Danke.
Sendungstext
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04.09.2018 | www.kla.tv/12970
Moderatorin: Herr Thoma, was für ein Vortrag! Am Ende Standing Ovation, und das Publikum war wirklich mitgerissen von Ihrem Vortrag. Was war das für ein Gefühl, hier das erste Mal an der AZK zu sprechen und was war das Eindrücklichste für Sie? Erwin Thoma: Ich war noch nie hier, habe es nicht gekannt. Und natürlich eine tolle Stimmung. Und was mich so begeistert hat, dieses Jung und Alt und Kinder, also wirklich alle… Du hast das Gefühl, alle Altersgruppen, Menschen aus allen Ländern und Lebenssituationen, ganz toll. Moderatorin: Wie wichtig sind Ihnen solche Vorträge, solche Veranstaltungen? Ich habe gesehen, Sie haben doch schon öfter irgendwo Vorträge gehalten, wie wichtig sind Ihnen solche Veranstaltungen? E. Thoma: Mein Gott, ich bin kein Vortragender. Das ist nicht mein Beruf. Aber im Rahmen meiner Möglichkeiten gebe ich das, was ich bekommen habe, gern weiter. Und das ist ein Geben und Nehmen, und so sehe ich das. Moderatorin: Sie sagten auch in Ihrem Vortrag, Sie seien ein Werkzeug, das eine Botschaft vermitteln möchte. Was ist diese Botschaft, die Sie vermitteln möchten an die Menschen? E. Thoma: Also irgendwie bin ich vielleicht sowas wie ein Botschafter der Bäume. Aber – weil es einfach ... die Natur hat uns so viel zu sagen. Und nicht nur zu sagen, die Natur macht uns so grossartige Angebote. Und es ist schade, dass wir das vielfach übersehen. Und das meine ich nicht nur im romantischen Sinn, oder so im philosophischen Sinn, sondern ganz praktisch. Wenn wir auf die Natur setzen, dann leben wir tatsächlich besser. Und dann wird das Ganze auch enkelkindertauglich. Und dann hören wir mit dem Raubbau auf, dann hören wir mit der unsinnigen Wegwerfwirtschaft auf. Dann kommen wir auf völlig andere Lösungen. Also ich bin ja ein Techniker, ich komme ja aus der Bauwirtschaft, mir geht es darum, dass ich gesunde, abfallfreie, energieautarke Häuser baue. Das ist der grösste Friedensbeitrag, den der Mensch leisten kann, den jeder leisten kann ist, dass er sich unabhängig macht. Dass wir uns hier ein gutes Leben schaffen, und nicht dass unser Leben nur dann funktioniert, wenn wir andere Völker, andere Länder ausplündern. Und deshalb ist es wichtig zu verstehen, welche Kreisläufe wir haben, was uns der Wald anbietet, und das ganz praktisch ins Leben hineinnehmen und umsetzen. Wurst, ob ich mein Schlafzimmer so gestalten will dass ich besser schlafe und gesund werde, oder ob ich ein Haus baue für die Familie oder als Alterssitz, oder ob es um Ernährung geht, oder ob ich eine Salbe für meine Verwundung mache, es gibt so viele Möglichkeiten, den Segen der Natur in sein Leben zu lassen. Moderatorin: Sie sprachen davon, dass Sie gerade auf Ihre Bücher immer wieder Kritik bekommen haben. Welche Art von Kritik war das, und von welcher Seite kam am meisten? E. Thoma: Ja freilich, wie ich jung war und begonnen habe, da war ich auch noch sehr ungestüm und sehr undiplomatisch, ich glaube das darf man auch als junger Mensch, das soll man auch machen. Und ich habe natürlich ... ich war fassungslos, wie ich begriffen habe, was die Industrie in der Bauwirtschaft macht. Wie bedenkenlos da giftige Chemikalien eingesetzt werden. In meinem Fall in der Holzindustrie, die Klebstoffe oder belastende Materialien in der Bauwirtschaft. Und das habe ich ungestüm kritisiert und beim Namen genannt, und das ist natürlich nicht gut wenn man Geschäftsmodelle, mit denen Milliarden gemacht werden, kritisiert. In meiner Jugendzeit oder im Beginn meiner Berufslaufbahn war es üblich, dass man Holz mit hochgiftigen Holzschutzmitteln vergiftet hat. Wo man genau weiss, krebserregend, alle negativen Folgen für Mensch und Umwelt. Und wir haben gesagt, das ist ein Wahnsinn, das darf man nicht. Heute gibt es das eh nicht mehr. Aber bis es zur Erkenntnis kam, wirst du halt immer bekämpft. Und das gleiche ist mit meiner Kritik an den Leimen und an der Bauchemie. Wir zeigen ja, dass man ein Haus auf höchstem technischem Niveau, auf höchstem Niveau unserer Normen, ohne komplizierte Technik, ohne Dämmstoffe, ohne Chemikalien bauen kann. Und das ist das Beste, was man tun kann. Kritik, die theoretisch geäussert wird, ist wertvoll, aber noch wertvoller ist es, wenn es gelebt, wenn es getan wird, wenn es am Beispiel gezeigt wird. Moderatorin: Und was motiviert Sie, oder was hat Sie motiviert, trotzdem weiterzumachen, obwohl Sie so Gegenwind bekommen haben, und was hat Ihnen die Kraft dazu gegeben? E. Thoma: Wir haben kleine Kinder gehabt, und ich habe immer gesagt zu meiner Frau, wir müssen das für unsere Kinder tun und für alle Kinder dieser Welt. Wir haben eine intakte Welt, eine intakte Schöpfung geschenkt bekommen. Und wenn man etwas geschenkt bekommt, hat man auch die Verpflichtung, darauf zu achten. Und wir waren immer felsenfest davon überzeugt, dass es nicht der Lebenssinn ist, einen maximalen Geldhaufen anzulegen, sondern dass man – ich bin nicht gegen Geld, natürlich muss man seine Wirtschaft in Ordnung halten – aber das eigentliche Ziel ist es, andere Werte im Leben zu suchen und zu finden. Moderatorin: Sie haben für den Satz, den Sie gesagt haben „Die Bäume sind die stärksten und am überlebensfähigsten, die am meisten geben“, für diesen Satz haben Sie doch noch einen kräftigen Applaus bekommen. Warum, was glauben Sie, was das Publikum so daran begeistert hat? E. Thoma: Ich glaube dass immer mehr Menschen, die bewusst sind auch auf verschiedenen Ebenen, auf der ökologischen Ebene, auf der spirituellen Ebene, oder einfach auf der Herzensebene mit den Mitmenschen, dass immer mehr Menschen spüren, dass die Konzepte, die uns heute vorgesetzt werden, die Konzepte einer Wegwerfwirtschaft, die ich erwähnt habe, oder die Konzepte wo der Mensch, wo der Einzelne nur als Produktionsfaktor, oder als Konsument gesehen wird. Das spüren die Leute, dass das nicht zielführend ist, dass uns das als Menschheit nicht vorwärts, sondern rückwärts bringen wird. Und das ist das, was ich denke, wo wir alle gemeinsam nach Alternativen suchen. Und eine der grossen gelebten, erfolgreich gelebten Alternativen, das ist die Natur selbst. Die Natur lebt Kreislaufwirtschaft, die Natur zeigt uns, dass es zwar aus unserer Sicht grausige Situationen gibt, aber am Ende doch auch die Schwachen befördert werden. Dass gemeinschaftlich agiert wird, dass sozusagen als Organismus agiert wird, und nicht als Ellenbogen-Ego-Gesellschaft. Und das sind Mut machende Beispiele, und sicher auch Vorbilder für uns Menschen, die wir überdenken können, und die wir in unser tägliches Leben einbeziehen können. Moderatorin: Sie haben viele Dinge erwähnt, die im Wald wirklich sehr faszinierend sind, und wovon wir uns auch ein Beispiel nehmen könnten. Was ist das Gewichtigste, oder was denken Sie, was das Gewichtigste wäre, was wir als Menschheit lernen müssten, oder als nächsten Schritt? E. Thoma: Ich glaube, das Allerwichtigste ist, es gibt da so Vieles, aber wir müssten einmal grundsätzlich begreifen, wir sind nicht allein und isoliert. Wir sind mit allem verbunden. Wir sind nicht isoliert und verlassen und ungeliebt, wir sind ein geliebter, sinnvoller Teil des Ganzen. Und wenn ich das in mir wirklich spüre, dann fallen die Ängste von mir ab, dann werde ich handlungsfähig, und dann werde ich auch handlungsfähig für das Gemeinwohl, für die Anderen, für das Miteinander. Moderatorin: Vielen Dank für das Interview und ich wünsche Ihnen noch sehr, sehr viel Erfolg. Dankeschön. E. Thoma: Ihnen auch, und uns gemeinsam. Dankeschön. Moderatorin: Danke.
von Dr. Ing. Erwin Thoma