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EZB-Entscheidung: Fährt Draghi die EU in den totalen Ruin?
Der Euroraum leidet darunter, dass einzelne Länder mehr ausgeben, als sie erwirtschaften und, dass deren Volkswirtschaften nicht so recht auf Wachstumskurs kommen. Das Heilmittel, das gestern Mario Draghi, der Chef der EZB, gegen dieses Dilemma verabreicht hat, heißt: Wir erleichtern den schlecht wirtschaftenden Ländern das Schuldenmachen und kaufen sogar noch deren Staatsschulden auf.
Und doch mag sich der aufmerksame Zuhörer nun fragen: Was kann denn daran falsch sein, wenn die EZB so großzügig Geld zur Verfügung stellt?[weiterlesen]
Sehr geehrte Damen und Herren, wir begrüßen Sie recht herzlich zu unserem heutigen, sowohl hochaktuellen, als auch hochbrisanten Medien-Kommentar zur europäischen Finanzpolitik.
Vorgestern war ein einschneidender Tag für Europa mit weitreichenden Folgen. Nachdem die Schweizerische Notenbank, SNB, vergangene Woche völlig überraschend die Bindung des Schweizer Frankens an den EURO aufgab, lieferte die Europäische Zentralbank durch ihren Entscheid die Erklärung für diese Entwicklung in der Schweiz.
Der Euroraum leidet darunter, dass einzelne Länder mehr ausgeben, als sie erwirtschaften und, dass deren Volkswirtschaften nicht so recht auf Wachstumskurs kommen. Das Heilmittel, das gestern Mario Draghi ,der Chef der europäischen Zentralbank, kurz EZB, gegen dieses Dilemma verabreicht hat, heißt: Wir erleichtern den schlecht wirtschaftenden Ländern das Schuldenmachen und kaufen sogar noch deren Staatsschulden auf. Das ist im bildlichen Vergleich so, als würde ein mittelloser Alkoholkranker zum Freibier eingeladen, um seine Alkoholsucht zu kurieren. Es ist auf jeden Fall der falsche Lösungsansatz. Und doch mag sich der aufmerksame Zuhörer nun fragen: Was kann denn daran falsch sein, wenn die EZB so großzügig Geld zur Verfügung stellt?
Nun, die Thematik ist sehr vielschichtig; aber wir möchten Ihnen einige der Auswirkungen - oder um bei der Bildersprache zu bleiben - einige der krassen Nebenwirkungen der Draghischen Heilmittel erläutern.
Die Gewinner dieser Staatsanleihen-Finanzierung durch die EZB sind in erster Linie die Banken und vor allem diejenigen, welche überschuldete und wirtschaftlich angeschlagene Staaten finanziert haben.
Denn diesen Banken werden nun durch die EZB nicht nur sehr schlecht bewertete Anleihen abgekauft, sondern diese Banken verdienen sogar noch kräftig beim Abverkauf an die EZB durch einen massiven Kursgewinn dieser Anleihen. Zuvor tickten diese Anleihen als ruinöse Zeitbomben in den Bilanzen der Banken. Da sich die wirtschaftlich angeschlagenen Länder nun von neuem über genau dieselben Banken verschulden können, beginnt eine neue Runde in der Verschuldungsspirale. Durch die neue Kreditvergabe sprudeln die Gewinne der Banken auf noch höherem Niveau.
Mit Hilfe von Anleihekäufen – auch als Quantitative Easing bezeichnet, (das bedeutet Quantitative Lockerung)– bringt die EZB also frisches Zentralbankgeld in noch größerer Menge in Umlauf. Ziel der Aktion ist, die langfristigen Zinsen im Euroraum zu drücken und die Wirtschaft anzukurbeln. Dabei scheint erwünscht zu sein, dass als tödliche Nebenwirkung eine Inflation ausgelöst werden könnte. Denn 1`140 Milliarden Euro – diese unvorstellbare Menge an Geld- pumpt die EZB nun ins Finanz-System. Sie kauft damit Anleihen auf, um so den Banken und den Krisenländern temporär etwas Luft zu verschaffen. Die Probleme werden damit aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Dies zeigt überdeutlich, wie aussichtslos verfahren die Situation ist. Primär hilft Mario Draghi mit seiner Aktion den Banken und den maroden Staaten in Südeuropa. Denn diese können sich damit weiterhin billig Geld besorgen. Andererseits entwertet und gefährdet das diabolische Gelddrucken die Spareinlagen und die Altersvorsorge der Europäischen Bürger. Sie schafft zudem einmal mehr gefährliche Aktien- und Immobilienblasen, die jederzeit im Nu platzen können. Die Erfahrung lehrt, dass Finanzprobleme noch nie mit Gelddrucken gelöst wurden. Ob in Japan, England oder den USA: Notenbankinterventionen dieser Art haben keine nachhaltigen Problemlösungen erzielt.
Oder wurde bereits vergessen, dass das zu billige und dadurch zu viele Geld der Notenbanken auch der Auslöser vom letzten Crash war? Und schon wieder betätigen sich die Notenbanken in genau der gleichen Weise als Brandstifter, um sich dann anschließend einmal mehr als vermeintliche Feuerwehr aufzuspielen. Eine Feuerwehr, die die selbst entfachten Finanz-Brände in Billionenhöhe übrigens nicht mit dem eigenen Geld sondern genau mit den Krediten löscht, für die jeder Europäer seit September 2012 voll ein zu stehen hat. Denn 2012 hat die EZB ihren Gläubigerstatus aufgegeben. Seitdem haftet die EZB nicht mehr mit ihrem ohnehin sehr bescheidenen Eigenkapital von nur ca. 8 Milliarden Euro. Statt dessen haften nun in voller Höhe alle Europäischen Bürger.
Diese werden die ganz großen Verlierer sein, allem voran die Bürger der Staaten, welche die höchste Wirtschaftskraft haben, wie zum Beispiel Deutschland. Denn über den europäischen Stabilitätsmechnismus (ESM) wird diese neue Verschuldungsspirale des EZB-Chef Draghi insbesondere auf die wirtschaftlich starken Länder verteilt.
Sehr geehrte Damen und Herren, diese kritische Betrachtung der Finanzaktionen der EZB wirft unweigerlich die Frage auf, warum die Bürger Europas die Lösung ihrer Probleme eigentlich denen überlässt, die sie in noch größere Probleme stürzen.
Guten Abend!
Sendungstext
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24.01.2015 | www.kla.tv/5179
Sehr geehrte Damen und Herren, wir begrüßen Sie recht herzlich zu unserem heutigen, sowohl hochaktuellen, als auch hochbrisanten Medien-Kommentar zur europäischen Finanzpolitik. Vorgestern war ein einschneidender Tag für Europa mit weitreichenden Folgen. Nachdem die Schweizerische Notenbank, SNB, vergangene Woche völlig überraschend die Bindung des Schweizer Frankens an den EURO aufgab, lieferte die Europäische Zentralbank durch ihren Entscheid die Erklärung für diese Entwicklung in der Schweiz. Der Euroraum leidet darunter, dass einzelne Länder mehr ausgeben, als sie erwirtschaften und, dass deren Volkswirtschaften nicht so recht auf Wachstumskurs kommen. Das Heilmittel, das gestern Mario Draghi ,der Chef der europäischen Zentralbank, kurz EZB, gegen dieses Dilemma verabreicht hat, heißt: Wir erleichtern den schlecht wirtschaftenden Ländern das Schuldenmachen und kaufen sogar noch deren Staatsschulden auf. Das ist im bildlichen Vergleich so, als würde ein mittelloser Alkoholkranker zum Freibier eingeladen, um seine Alkoholsucht zu kurieren. Es ist auf jeden Fall der falsche Lösungsansatz. Und doch mag sich der aufmerksame Zuhörer nun fragen: Was kann denn daran falsch sein, wenn die EZB so großzügig Geld zur Verfügung stellt? Nun, die Thematik ist sehr vielschichtig; aber wir möchten Ihnen einige der Auswirkungen - oder um bei der Bildersprache zu bleiben - einige der krassen Nebenwirkungen der Draghischen Heilmittel erläutern. Die Gewinner dieser Staatsanleihen-Finanzierung durch die EZB sind in erster Linie die Banken und vor allem diejenigen, welche überschuldete und wirtschaftlich angeschlagene Staaten finanziert haben. Denn diesen Banken werden nun durch die EZB nicht nur sehr schlecht bewertete Anleihen abgekauft, sondern diese Banken verdienen sogar noch kräftig beim Abverkauf an die EZB durch einen massiven Kursgewinn dieser Anleihen. Zuvor tickten diese Anleihen als ruinöse Zeitbomben in den Bilanzen der Banken. Da sich die wirtschaftlich angeschlagenen Länder nun von neuem über genau dieselben Banken verschulden können, beginnt eine neue Runde in der Verschuldungsspirale. Durch die neue Kreditvergabe sprudeln die Gewinne der Banken auf noch höherem Niveau. Mit Hilfe von Anleihekäufen – auch als Quantitative Easing bezeichnet, (das bedeutet Quantitative Lockerung)– bringt die EZB also frisches Zentralbankgeld in noch größerer Menge in Umlauf. Ziel der Aktion ist, die langfristigen Zinsen im Euroraum zu drücken und die Wirtschaft anzukurbeln. Dabei scheint erwünscht zu sein, dass als tödliche Nebenwirkung eine Inflation ausgelöst werden könnte. Denn 1`140 Milliarden Euro – diese unvorstellbare Menge an Geld- pumpt die EZB nun ins Finanz-System. Sie kauft damit Anleihen auf, um so den Banken und den Krisenländern temporär etwas Luft zu verschaffen. Die Probleme werden damit aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Dies zeigt überdeutlich, wie aussichtslos verfahren die Situation ist. Primär hilft Mario Draghi mit seiner Aktion den Banken und den maroden Staaten in Südeuropa. Denn diese können sich damit weiterhin billig Geld besorgen. Andererseits entwertet und gefährdet das diabolische Gelddrucken die Spareinlagen und die Altersvorsorge der Europäischen Bürger. Sie schafft zudem einmal mehr gefährliche Aktien- und Immobilienblasen, die jederzeit im Nu platzen können. Die Erfahrung lehrt, dass Finanzprobleme noch nie mit Gelddrucken gelöst wurden. Ob in Japan, England oder den USA: Notenbankinterventionen dieser Art haben keine nachhaltigen Problemlösungen erzielt. Oder wurde bereits vergessen, dass das zu billige und dadurch zu viele Geld der Notenbanken auch der Auslöser vom letzten Crash war? Und schon wieder betätigen sich die Notenbanken in genau der gleichen Weise als Brandstifter, um sich dann anschließend einmal mehr als vermeintliche Feuerwehr aufzuspielen. Eine Feuerwehr, die die selbst entfachten Finanz-Brände in Billionenhöhe übrigens nicht mit dem eigenen Geld sondern genau mit den Krediten löscht, für die jeder Europäer seit September 2012 voll ein zu stehen hat. Denn 2012 hat die EZB ihren Gläubigerstatus aufgegeben. Seitdem haftet die EZB nicht mehr mit ihrem ohnehin sehr bescheidenen Eigenkapital von nur ca. 8 Milliarden Euro. Statt dessen haften nun in voller Höhe alle Europäischen Bürger. Diese werden die ganz großen Verlierer sein, allem voran die Bürger der Staaten, welche die höchste Wirtschaftskraft haben, wie zum Beispiel Deutschland. Denn über den europäischen Stabilitätsmechnismus (ESM) wird diese neue Verschuldungsspirale des EZB-Chef Draghi insbesondere auf die wirtschaftlich starken Länder verteilt. Sehr geehrte Damen und Herren, diese kritische Betrachtung der Finanzaktionen der EZB wirft unweigerlich die Frage auf, warum die Bürger Europas die Lösung ihrer Probleme eigentlich denen überlässt, die sie in noch größere Probleme stürzen. Guten Abend!
von k-hc.
http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/ezb-anleihekauf-draghis-droge/11268412.html